Howling Timber's Familie

Alaska

01. Dezember 1992 - 28. Juni 2008


Alaska - der "Sans Papier" mit den schönsten Augen, die ein Husky haben kann.

Du kamst 11-jährig zu uns im Sommer 2004, weil der Mensch, den du liebtest, sich nicht mehr um dich kümmern konnte. Du warst allein und brauchtest ganz dringend einen neuen Platz. Hier bei uns hast du ihn gefunden. So ein Dickschädel wie du hatte uns gerade noch gefehlt, und du fehlst uns immer noch, seit du uns wieder verlassen hast.



Anfang und Ende

Der Anfang

Wir hatten uns geirrt, sowohl was den Kollegen Timber sowie deine Lebenserwartung betraf.

Vier Jahre lang habe ich diesen Tag verdrängt, der Tag, an dem du sterben wirst. Du kamst 11-jährig zu uns im Sommer 2004, weil der Mensch, den du liebtest, sich nicht mehr um dich kümmern konnte. Du warst allein und brauchtest ganz dringend einen neuen Platz. Hier bei uns hast du ihn gefunden.

 

Alaska ist am 14. November 1992 in Frankreich geboren und hat in seinen ersten Lebensjahren 4x den Besitzer gewechselt. Schliesslich wurde er der erste Hund des vierten Besitzers und wurde entsprechend geliebt und verwöhnt. Bald wurde es ein kleines Rudel, aber für den ambitiösen Rennmusher war Alaska dann mit 9 Jahren zu langsam und wurde folglich frühpensioniert. Zwei Jahre später war Alaska infolge mangelnder Bewegung (und Betreuung?) regelrecht eingerostet. Niemand wollte mehr diesen halblamen und uralt wirkenden Hund.

 

Als die Frage zu uns kam, wurde uns rasch bewusst, dass wir die letzten in der Reihe waren und indirekt über das Weiterleben dieses wunderschönen Tieres entscheiden würden. Gott sei Dank hatten wir noch genügend Platz um Alaska bei uns aufzunehmen. Wir dachten uns auch, dass er ein Freund für unseren nur um ein Jahr jüngeren Timber werden könnte, der allerdings noch nicht pensioniert war. Ausserdem hatten wir den Eindruck, dass Alaska wohl nicht mehr sehr lange leben würde und hofften, dass er doch wenigsten noch einen Winter lang seinen Lebensabend geniessen könnte.

 

In beidem dachten wir falsch. Er wurde kein wirklicher Freund für Timber, doch nach dem Motto "leben und leben lassen" wurden sie immerhin Kameraden. Und aus dem einen Winter wurden schliesslich 4 Jahre. 

Als du bei uns eingezogen bist, hattest du erst mal ein Bad und etwas Pedicure nötig. Deine Nägel waren so lang, du konntest kaum laufen deswegen. Du hast alles geduldig über dich ergehen lassen. Hast du gespürt, dass du bei uns wirst bleiben dürfen? Dass wir dich nie mehr weggeben würden?

 

Deine Lebensfreude und dein unglaubliches Durchsetzungsvermögen kamen zurück. Nun hast du auch wieder laufen gelernt. Zuerst bist du alle paar Meter eingeknickt, aber dann wurde es immer besser. Nach zwei Wochen konntest du unsere lange Treppe in den ersten Stock schon ganz alleine hinauf- und hinunterlaufen. War das eine Freude, als du das erste Mal durch den Garten getrabt bist, ja sogar ein paar Schritte galoppieren lagen wieder drin. 

 

Wer hatte uns gesagt, ein alter Hunde würde keine Beziehung zu einem Menschen mehr eingehen? Und warum bist du mir nach ein paar Wochen jeden Schritt hinterhergelaufen? Aus lauter Freude, dass du wieder laufen konntest? Oder aus Angst, uns wieder zu verlieren. Doch dann ist letzteres fast passiert.... weiterlesen


Totgeglaubt

Totgeglaubt

Ein Hund lebt nicht vom Futter allein. Er braucht vor allen Dingen einen Menschen, der an ihn glaubt und dem er vertrauen kann.

Dieses Ereignis beschreiben wir deshalb so ausführlich, weil wir jeden Tierhalter ermutigen wollen, um das Leben ihres Freundes zu kämpfen und die Verantwortung nie einem Tierarzt zu übertragen. Der Hund lebt nicht vom Futter und der Medizin allein, er braucht vor allen Dingen einen Menschen, der an ihn glaubt. Eigentlich ist das ja beim Menschen nicht anders.

Also, hier die Geschichte, wie wir Alaska - oder er uns - fast wieder verloren hätten.

Lieber Alaska, du warst erst wenige Wochen bei uns, als wir in unsere lang ersehnten und lang geplanten Ferien nach Irland fuhren. Aber wir konnten dich nicht mitnehmen, aber unser Nachbar hatte sich anerboten, sich um dich zu kümmern. Es muss für dich ein schreckliches Gefühl gewesen ein, kaum dass du dich bei uns eingelebt hast, dein neues Zuhause schon wieder verlassen zu müssen. Wie hättest du das auch verstehen können.

England bzw. Irland hatte damals noch sehr strenge Einreisebestimmungen. Man musste unter anderem einen Tollwut-Antikörper-Test nachweisen können, der mindestens sechs Monate zurückliegen musste. Das hatten wir für dich nicht. 

Glaub mir, es fiel uns unheimlich schwer, dich zurückzulassen. Aber wir hatte uns mehrere Jahre auf dieses Irland gefreut, und dich hatten wir erst ein paar Wochen. Aber wenn wir gewusst hätten, dass du vor Kummer fast sterben würdest, wären wir ganz bestimmt bei dir geblieben. Diesen Augenblick, als du Totgeglaubter uns bei unserer Rückkehr entgegengetrabt bist, werde ich nie vergessen. Da weinte ich vor Freude. 

 

Eine Woche nach unserer Abreise wurden wir von unseren Freunden, bei denen Alaska war, telefonisch darüber informiert, dass dieser auf der Intensivstation im Tierspital Bern läge und sein Leben an einem Faden hängen würde. Nachdem er tagelang (seit unserer Abreise!) nichts mehr gefressen habe, sei er mit Verdacht auf einen Magentumor operiert worden. Da er sich von diesem Ops nicht mehr erholen wollte und nichts mehr frass, ersuchte die behandelnde Ärztin nun um meine Zustimmung zum Einschläfern. Sollte sich Alaska erholen, würde dies sein Leben sowieso nur um vielleicht ein paar Monate verlängern, da der Tumor nicht ganz entfernt werden konnte und bestimmt wieder wachsen würde. Wenn es denn ein Tumor sei, denn das Resultat des Laboruntersuchs lag noch nicht vor, und deshalb gaben wir auch keine Zustimmung.

 

Wir konnten also unsere Ferien in Irland kaum geniessen. Zurückfahren würde Alaska auch nicht helfen. Immer wieder dachten wir an ihn und daran, dass wir ihn vermutlich nie mehr sehen würden. Trotzdem liessen wir noch eine Plakete für sein Halsband machen, wie für alle anderen. 

 

Doch auf einmal drang es in unser Bewusstsein und es war plötzlich sonnenklar, was Alaska uns die ganze Zeit hatte mitteilen wollen.  Es war der Beziehungsschmerz, der Alaska auf den Magen geschlagen hatte, die Enttäuschung, dass wir uns so um ihn gekümmert und ihn schliesslich doch wieder verlassen hatten. Er würde einsam daliegend im Tierspital keine Überlebenschance mehr haben. Natürlich brauchte er medizinische Versorgung, die bekam er, aber vorallem brauchte er noch etwas anderes, und das bekam er im Tierspital nicht. Umgehend veranlassten wir eine Verlegung von Alaska zu unserem Freund in Spiez. Unserem Nachbarn wurde Alaska nicht herausgegeben, nicht mal mit unserem Einverständnis. Aber unser Freund war selber Tierarzt, und deshalb durfte er die Betreuung von Alaska übernehmen. Er nahm in privat zu sich, weil er auf Grund des Gesichtsausdrucks von Alaska davon überzeugt war, dass er eigentlich noch nicht sterben wollte. Dann, nach ein paar Tagen, als seine 13jährige Tochter am Boden liegend den Hund unter Tränen anflehte sich nicht aufzugeben, begann er ihr aus der Hand zu fressen. Ja, das Mädchen hatte dem Hund buchstäblich das Leben gerettet, nicht durch Medizin, sondern durch Liebe.

 

Kurz darauf kam der Laborbericht des Tierspitals: Alaska hatte keinen Tumor, lediglich ein Magengeschwür, welches sich nun medikamentös behandeln liess. Nun ging es Alaska von Stund an besser, und in den folgenden zwei Monaten nahm er rund 5 kg an Gewicht zu. Das Tierspital Bern gab zu, dass es manchmal zu lange dauert, bis die Laborberichte vorliegen. Alaska wäre deswegen fast gestorben. In unserem Fall kamen sie uns als Entschuldigung mit der Rechnung entgegen. 


4 Jahre Freu(n)de

4 Jahre Freu(n)de

Aus den erhofften paar Monaten wurden 4 Jahre. Du liebenswerter alter Dickschädel mit den schönen Augen wirst und mit deiner Einmaligkeit für immer in Erinnerung bleiben.

Nach unserer Rückkehr von Irland habe ich dir versprochen, dich nie mehr alleine zurückzulassen. Wir wurden sehr schnell sehr gute Freunde. Weil du ja jezt wieder sehr gut laufen konntest, bist du mir jeden Schritt nachgekommen. Du warst immer der erste an der Tür, stets dabei, wenn wir mit den anderen spazieren gingen oder Tour mit Schlitten- oder Wagen unternahmen.

10 km und mehr bist du dem Team voraus- oder hinterher getrabt. Zwischendurch hast du dich auf dem Schlitten als Passagier mitfahrend ausruhen können. Das hat dir wohl Spass gemacht. Erst im letzten Jahr wurde dir das dann zu viel. Du hast uns deutlich gezeigt, dass du nun lieber im Auto auf uns warten möchtest.

 

Wer hätte gedacht, dass du noch drei Mal mit uns in die Ferien kommen würdest? Wir sind nochmal nach Irland gefahren und haben dir gezeigt, wo wir überall um dich geweint hatten. Wer hätte gedacht, dass du noch als Urgrossvater beim Aufziehen unserer 5 Jungen mithelfen würdest? Du hattest einen wahren Dickschädel, gingst mit dem Kopf durch die Wand. Ich weiss noch, wie du als erster durch unsere neue Hundeklappe gedrängt hast.

 

Deine Erziehung in jungen Jahren muss deinen Menschen wohl viel Nerven gekostet haben. Aber schliesslich war es dieser starke Wille, der dich so alt werden liess. Nie hast du aufgegeben. Als es mit den Laufen schwieriger wurde, hat dich dein Interesse an allen Dingen und deine ungetrübte Lebensfreude immer wieder aufgestellt und vorwärtsgetrieben. Als es mit dem Treppenlaufen gar nicht mehr ging, hast du einfach unten gewartet und gerufen, bis wir dich hinaufgetragen haben. Du wolltest einfach immer dabei sein. Manchmal warst du schon etwas lästig, wenn du in der Küche immer im Weg standst in der Hoffnung auf etwas zu fressen. Nun vermisse ich genau das. Überhaupt, beim Essen warst du schon wählerisch, Abwechslung musste sein. Und du wusstest genau, dass wir sehr darauf bedacht waren, dass du genügend isst und hast so grossen Einfluss auf dein Menu ausgeübt. Ach ja, und dann hast du oft lieber aus meiner Hand gefressen als aus deinem Napf. Natürlich haben wir das alles mitgemacht, du Schlingel, du liebenswerter alter Dickkopf. Obwohl du uns mit deinem Tod viel Zeit, die wir für dich aufgewendet haben, zurückgibst, hinterlässt du eine riesengrosse Lücke in unserem Rudel. ...