Howling Timber's Familie

Timber (Sarja's Howling Timber)

27. Oktober 1993 - 21. Dezember 2008


Timber - Stammvater unseres Rudels, ein einmaliger Husky, eine Legende

Timber war der Erstgeborene aus der Zucht Namens Sarja's von Anna und Thomas Messerli. Dass er 5jährig zu mir und seinem Sohn Urchin ziehen durfte, war das Beste, was uns passieren konnte. Ihn zu beschreiben, da fallen mir nur Superlativen ein. Jeden Tag habe ich ihm versichert, dass er der Beste, der Schönste und der Intelligenteste sei. Für mich war Timber schon zu Lebzeiten eine Legende, und einen Husky wie ihn wird es wohl nie mehr geben.



Timber: Steckbrief

Geboren am 27. Oktober 1993 als Erstgeborener der Zucht «Sarja» von Anna und Thomas Messerli.

 

Gestorben mit 15 Jahren und 2 Monaten am 21. Dezember 2008 in Folge des hohen Alters und möglicherweise eines Tumors im Unterleib.

Timber hat als begehrter Zuchtrüde zahlreiche Nachkommen gezeugt. Er war gleichzeitig Rudelchef und Leithund. Die Klubschau des SKNH qualifizierte Timber als vorzüglich in allen Eigenschaften. Er war ein sehr grosser, kräftiger, sportlicher und ausdauernder Rüde mit einem Gewicht von 24-27 kg. 

Rennen: Timber hat an zahlreichen Sprintrennen sein Team auf die vordersten Ränge gefahren. Sein letztes Rennen bestritt er als 13jähriger im Januar 2006 in Saignelegier.

Timber hat in seinem Leben ca. 6000 km echte Schlittenhundearbeit geleistet. Für unsere bzw. seine Verhältnisse damals in der Sprintszene eine anständige Zahl, seine Enkel und Urenkel in der Mittel- und Langdistanzszene machen diese Distanz in drei Jahren.  Allein in der Saison 2005/06, also mit 12 Jahren, hat er noch rund 800 km Schlitten und Dogcart gezogen, bevor er in den Ruhestand treten wollte und als Begleiter und Passagier noch eine weitere Saison mitgelaufen ist. 

Timber kam 6jährig zu mir und Urchin wie zufällig. Aber es war kein Zufall sondern das Beste, was uns passieren konnte. Eigentlich fragte ich nur bei Familie Messerli nach einem guten Rat, weil ich nun bereit für einen zweiten Hund war. So hatte ich das von Anfang an geplant. Nach ein paar Tagen boten sie mir ihren Timber an, ihren besten Hund, wie sie sagten. Mehr darüber im nächsten Kapitel.

Medizinisches: Timber war sein Leben lang kerngesund. Nicht einmal Durchfall war ein Thema bei ihm. 

Nach einer Schlägerei, kaum erwachsen, verlor er fast ein Ohr. Es konnte genäht werden und es blieben kaum Narben zurück.

 

Bei der ersten Läufigkeit unserer ersten Hündin war es unserer Unerfahrenheit zu Verdanken, dass sich Timber und Urchin eine heftige Schlägerei boten. Nebst einigen zu nähenden Bisswunden brach er sich dabei einen Zehenknochen. So klein und fein der auch war, im Tierspital wollten sie ihm die Zehe wegen zu grosser Infektionsgefahr entfernen. Doch ich lehnte ab mit der Haltung, dass man das dann immer noch machen könne, wenn es tatsächlich eine unheilbare Infektion geben würde. Also wurde ihm das Knöchelchen zusammengeschraubt und zwei Monate später lief Timber beschwerdefrei wieder im Team mit. Einige Jahre später lösten sich die Schrauben, begannen zu schmerzen und mussten entfernt werden. Wieder wollten sie die Zehe entfernen, und wieder wehrte ich mich und wieder gab es keine Infektion und Timber behielt alle seine Zehen.

 

Irgendwann im fortgeschrittenen Alter brach er sich einen Eckzahn ab, worauf der Zahnarzt einer Infektion vorbeugend das verbliebene Zahnmark entfernte und den Zahnstumpf versiegelte. 

 

 

Im Alter bekam Timber einige kleinere, an sich harmlose Warzen. Zwei auf dem Rücken wurden dann aber sehr gross. Für eine operative Entfernung war Timber schon zu alt. Nach Eingabe von Bachblüten platzten diese jedoch auf. Timber, der die Warzen bisher in Ruhe gelassen hatte, biss sich die eine nun regelrecht ab. Danach hielt er tapfer still, als der Tierarzt die Reste nur mit lokaler Anästhesie entfernte. Timber wusste immer, was gut für ihn war. 



Timber: Sein Leben

Timber, eine Legende - keiner ist und war wie Timber. 

 

 

Deine gletscherblauen Augen, dein seidenweiches goldbraunbeiges Fell, deine grosse, kräftige Statur, und vorallem dein edler Charakter mit dem eisernen Willen. Du hast dich nie in den Vordergrund gedrängt, und doch schien sich alles um dich herum abzuspielen. Du warst eine Persönlichkeit von zentraler Bedeutung. "Gebt mir einen Trail und ich laufe ihn". Aber nicht nur beim «arbeiten» warst du perfekt. Ja, vielleicht warst du manchmal etwas stur, aber das war dein unbeugsamer Wille, deine starke Persönlichkeit. Im Folgenden erzähle ich deine Geschichte, Stationen deines Lebens, unrevidiert, ungekürzt, vieles von dem was mir so in der Erinnerung an dich für immer haften bleibt. Dein Leben hat unlöschbare Spuren hinterlassen und die Lücke, die du hinterlassen hast, wie nie ein anderer ausfüllen können.

Zusammen mit deiner Schwester hast du dir dein Rudel, in welches du hineingeboren wurdest, unterworfen. Du sorgtest für Ruhe und Ordnung. Als dir dein Bruder den Rang streitig machen wollte, hast du ihm gezeigt, dass du ihm und allen anderen mindestens mental überlegen bist. Das kostete dich zwar fast ein Ohr, aber der Doktor hat's dir wieder zusammengeflickt und dein Bruder hat dich als Anführer akzeptiert.

 

 

Schon sehr jung hast du auch die Führung im Gespann übernommen. Als vorderster im Team hast du perfekt auf die Kommandos reagiert, bist immer richtig abgebogen, und dein ganzes Team ist dir gefolgt. Mit dir an der Spitze fanden alle immer wieder nach Hause, auch dann, wenn der Musher sich verfahren hatte oder mal ungewollt nicht hinten auf dem Schlitten stand.

6jährig hast du deinen Menschen, Anna und Thomas gezeigt, dass du eigenlich lieber ein etwas ruhigeres Leben hättest und dir die Aufgabe als Anführer etwas anstrengend erscheint und nicht wirklich nur Freude macht. Deine Menschen haben lange mit sich gerungen, bis sie bereit waren, dich von dem Rudel zu entlasten und dir ein ruhigeres Zuhause zu geben. Deine Menschen sagten mir, du seist der Beste ihres Rudels gewesen. Sie sagte mir auch, dein Charakter würde von allen ihren Hunden am besten zu mir passen. Für mich, deinem neuen Menschen war dies das Beste, was mir passieren konnte. Bei mir lebte damals nur dein damals 9 Monate junger Sohn Urchin, somit hattest du es nun wirklich etwas ruhiger und musstest dich nur noch darum kümmern, deinem Sohn beizubringen, was man als Schlittenhund zu tun und zu lassen hat. Letzteres hat dieser nie ganz kapiert, aber das ist eine andere amüsante Geschichte. Deine bisherigen Menschen hatten dich top ausgebildet, dein Leben lang hast du dich immer wieder riesig gefreut, wenn du Anna und Thomas wieder mal gesehen hast.

 

 

Als du erst wenige Wochen bei uns warst, habe ich mich mal an einem Abend zu dir gesetzt und wir haben uns sozusagen von Mann zu Mann unterhalten. Ich habe dich gefragt, ob es dir bei mir gefalle, oder ob du doch lieber wieder zurück in deine alte Familie möchtest. Ich hätte dich wieder gehen lassen, wenn du gewollt hättest, obwohl es mir bereits nach so kurzer Zeit schon das Herz gebrochen hätte. Aber da hast du mich angeschaut, den Kopf in deiner unvergleichlich charmanten Art schräg gehalten. Dann bist du zu mir hingerobbt und hast meine Hand geleckt. Hätten gesprochene Worte deutlicher sein können? Soll mir noch einer sagen, Hunde würde Worte nicht verstehen. 

In den folgenden Jahren haben wir unheimlich viel zusammen unternommen: Bergwanderungen im Sommer, Bikefahrten im Herbst und Schlittentouren im Winter. Das war ein ganz neues Leben für dich, weil du diese Art Huskyleben bisher nicht gekannt hattest. Ich erinnere mich noch genau an den Bach, in dem ich dir das Trinken daraus beibrachte und dich daran erinnerte, dass du jetzt gerade "Freizeit" hättest und nicht "arbeiten" müsstest. Ausserdem machten wir ganz viele «menschliche» Ausflüge: Besuch bei anderen Leuten, Stadtbummel, Konzerte; du und Urchin waren immer dabei, wenn dein Mensch etwas anderes machte als zur Arbeit zu gehen. Man konnte dich überall hin mitnehmen, nie hast du dich schlecht benommen, nie hast du dich oder deinen Menschen in Schwierigkeiten gebracht. Sehr oft konnten du und Urchin ohne Leine frei herumlaufen, das was nur wenigen Huskies vergönnt werden kann. Wir waren sogar zusammen in den Ferien am Meer in der Bretagne, später dann auch noch mit der grösseren Familie in Irland. Ich habe eine Menge von dir gelernt. Und du hast mich das Leben und arbeiten mit Huskies gelernt und was es heisst, die Führung zu übernehmen und die Verantwortung zu tragen. Ja genau, du hast mir das beigebracht.

Mit den Jahren ist dann dein Rudel wieder gewachsen. Zuerst kamen zwei hübsche Weibchen, das hat dir ganz besonders gefallen. In der gleichen Zeit kam auch das zweibeinige Weibchen, welches auch dir bald gefallen und du als Rudelmitglied aufgenommen hast. Einmal, als eines der (vierbeinigen) Weibchen heiss wurde, hattest du einen ganz heftigen Eifersuchtskampf mit deinem Sohn Urchin. Es war meine Schuld, weil ich noch so unerfahren war und dich vor dieser Auseinandersetzung nicht beschützt hatte. Das kostete dich fast eine Zehe und Urchin fast ein halbes Bein. Der Ort, wo ihr gekämpft hattet, sah aus wie ein Schlachthof. Ich möchte sowas nie mehr sehen, ich hatte grosse Angst um dich. Aber du warst immer sehr tapfer. Mit wenig Aussichten auf Erfolg hat der Doktor dieses feine Knöchelchen mit einem Plättchen wieder zusammengeschraubt. Tapfer hast du die Schiene und den Verband genau so lange getragen wie du solltest. Du warst nicht wie die meisten Hunde, die solche Sachen immer wieder wegreissen. Du hast damit gewartet, bis du den Verband nicht mehr nötig hattest. Ab diesem Moment hast du dich nicht mal mehr verbinden lassen. Du wusstest immer ganz genau, was gut für dich ist. Wenige Monate später hast du wieder voll trainiert und bist Rennen gelaufen.

Dann wuchs dein Rudel weiter an: zwei junge Mädchen, Arwen und Eowyn, stellten von nun an alles auf den Kopf, was nicht niet und nagelfest war. Du lieber Himmel, was waren das für Chaoten. Du hast sie oft in den Senkel stellen müssen. Wir auch. Drei Jahre später wurdest du dann aber Grossvater für die fünf Babies von Arwen und und deinem Sohn Urchin. Beinah wärst du der Papa geworden, aber das hat leider nicht sein sollen. Aber uff, nun hattest du einiges an Erziehungsarbeit zu leisten, da sich dein Sohn anfänglich überhaupt nicht für seine Kinder interessierte. Und das ist dir gelungen, trotz deines bereits hohen Alters.

Noch vor diesen Babies dachten wir, dir einen Gefallen zu leisten, als wir den verschupften Alaska bei uns aufnahmen. Wir dachten, dass er ein guter Freund für dich werden könnte, ein Partner. Er war nur wenig älter als du, hatte den gleichen eisernen Willen aber zum Glück kein Interesse daran, die Führung zu übernehmen. Er wollte einfach nur in Ruhe gelassen werden, und das hast du auch akzeptiert. Wirkliche Freunde seid ihr zwar nie geworden, und doch habt ihr zwei oft zusammen die Umgebung erschnuppert und alles Fressbare gefunden. Somit zählte dein Rudel nun wieder 12 Nasen oder 48 Pfoten. Liebevoll und konsequent hast du dich um alle gekümmert. Du hast Differenzen beseitigt, hast Wunden geleckt und deine Familie sogar nach Zecken abgesucht. Bei Weibchen warst du immer sehr nachsichtig, bei Männchen sehr konsequent. 



Timber: Sein Ende in dieser Welt

Sein Ende

Manchmal im Leben kommt eine Situation, wo es nur einen einzigen nächsten Schritt gibt. Solange man diesen nicht tut, bleibt die Zeit stehen. Die ganze Ewigkeit würde gar nichts weiter passieren, bis dieser Schritt getan würde.

In deinem 12. Lebensjahr haben wir damit begonnen, dich von der Arbeit als Schlittenhund langsam zu entlasten, pensionieren heisst das unter Menschen. Es war deine eigene Entscheidung, deutlich hast du uns das gezeigt. Oft durftest du frei einfach mitlaufen, ganz wie es dir beliebte. Dann bemühtest du dich immer darum, allen voran an der Spitze zu laufen. Es brauchte viel, bis dein Stolz es zuliess, Müdigkeit zuzugeben und als Passagier auf dem Schlitten mitzufahren. Ja ja, dein Kopf wollte es lange nicht warhaben, dass dein Bewegungsapparat nun langsam wirklich alt und gebrechlich wurde. Aber du wärst uns noch auf Knien nachgerutscht, weil du einfach immer dabei sein wolltest, selbst als es nicht mehr ging.

 

Einmal, es waren deine letzten Ferien in Irland, habe ich dich eine halbe Stunde lang den Hügel vom Strand zu unserem Haus hinaufgetragen, während alle anderen an der Leine an meinem Bauchgurt zerrten. Der weiche Sandstrand hatte dich müde gemacht. Irgendwann hast du dich mit dem Alter abgefunden, hast dich damit begnügt, bei jedem Ausflug die nähere Umgebung zu beschnuppern und anschliessend im Bus auf unserer Rückkehr zu warten. Sonst haben wir dir jede nur erdenkliche Freiheit gelassen, du durftest beinah alles. Nur fressen liessen wir dich nicht grenzenlos. Das waren immer deine Vorlieben: Hübsche Hündinnen und Fressen. Du wärst wohl kugelrund geworden, wir scherzten, dich dann als Reserverad mitzunehmen, gaben dann aber doch deiner Gesundheit den Vorrang vor deinen Essgelüsten.

Irgendwann ging dann auch das Treppenlaufen nicht mehr. Du hast das erst geglaubt, als du das zweite Mal hinuntergefallen bist. Selbstverständlich haben wir dich nun immer hinauf- und hinuntergtragen, damit du Tag und Nacht bei uns sein konntest. Wir haben dich hinaus- und wieder hineinbegleitet und waren immer da, um dir wieder beim Aufstehen zu helfen, wenn du ausgerutscht warst auf unserem blöden Steinboden oder die Kraft dich verliess. Die Führung des Rudel hattest du ja schon lange abgegeben, aber den nötigen Respekt hast du von allen jederzeit erhalten und ihn wenn nötig auch eingefordert. An deinem letzten Tag noch hast du einen deiner Enkel angefaucht, als dieser deinem Futter zu nahe kommen wollte. 

Und dann - dann ging es nicht mehr. Nichts ging mehr.

Manchmal im Leben kommt eine Situation, wo es nur einen einzigen nächsten Schritt gibt. Solange man diesen nicht tut, bleibt die Zeit stehen. Die ganze Ewigkeit würde gar nichts weiter passieren, bis dieser Schritt getan würde. Doch das Unausweichliche wurde mächtiger und stärker. Euch Tieren ist es vergönnt, dass euch das letzte Leiden erspart bleibt, dann, wenn das Leben vorbei ist und nur noch das Leiden übrigbleibt. Deine letzte Nacht hast du meine Hand geleckt und am Morgen hast du mich angeschaut, wie du mich noch nie angeschaut hast. Ich habe dich verstanden, aber ich wollte dich nicht verstehen. Nach Stunden im zeitlosen neben dir sitzen, griff ich schliesslich zum Telefon und wählte die Nummer deines Arztes. Und der Nebel wurde undurchdringlich. 

Timber, du warst ein so stolzer, beindruckender, kräftiger Bursche. Du hast dich nie vorgedrängt, trotzdem warst du immer der Mittelpunkt. Was du dir in den Kopf gesetzt hattest, hast du auch durchgezogen. Deine Augen waren bestechend, doch dein Wille unbestechlich. Was du dir vorgenommen hattest, hast du auch ausgeführt. "Gebt mir einen Trail, und ich laufe ihn bis ans Ende". Und du bist deinen Lebensstrail bis ans Ende gelaufen, bis du nicht mehr laufen konntest, bis dein Körper zu schwach wurde. Dann kam langsam der Nebel auf, jene Nebelwand, die sich nicht einfach so verzieht und danach sieht alles so aus wie vorher. Wenn sich dieser Nebel verzieht, ist alles anders. An diesem Morgen des 4. Advent 2008 war der Nebel dann so undurchdringlich. Du hast mich angeschaut, mich angefleht, dir zu helfen, dich jetzt in diesen letzten Momenten nicht alleine zu lassen. Wir sind alle bei dir geblieben, haben deine Pfoten gehalten, bis sie unseren Händen entglitten, als du dich mit deinen letzten Kräften auf dieser Welt aufgemacht hast um vor unseren Augen durch die Nebelwand hindurchzugehen auf die andere Seite, auf den neuen Trail, der niemals enden wird und immer genügend Schnee hat. Als sich der Nebel verzogen hatte, warst du nicht mehr da. Du hast uns allein gelassen, wir haben uns allein gelassen. Zurück blieb nur deine alte, leere, wunderschöne Hülle. Du brauchst sie nicht mehr, du brauchst uns nicht mehr. Leb wohl, Timber, mein Freund, du schönster, bester, grösster und liebster Husky. Niemals wird ein anderer deinen Platz einnehmen können. Es wir nie einen zweiten wie dich geben. Sicher, es wird andere, auch gute Hunde geben, zum Beispiel dein Enkel Walendil gleicht dir sehr. Aber deinen Platz wird niemals ein anderer einnehmen können, niemals. 



Timber: Geschichten

Die folgenden Erlebnisse zeigen einen kleinen Ausschnitt der Einzigartigkeit von Timber als Leithund. Geschichten wie diese gibt es zahlreiche, und natürlich gibt es viele Hunde mit ähnlichen Fähigkeiten. Aber für mich als «Anfänger» waren diese Erlebnisse um so eindrucksvoller als es hündische Fähigkeiten eh schon sind.

Felsen

Unterwegs in einem weglosen Gebiet. Es war eine herrliche Berglandschaft, geschlossene Schneedecke, fester Untergrund mit gerade nicht zuviel frischem Pulverschnee darüber. Wir mussten einen 200 Meter langen Steilhang hinunter, ein Schneehang ohne Unterbrüche durch Felsen oder Sträucher. Langsam sind wir in der Falllinie runtergerutscht. Doch dann, mitten im Hang hast bist du plötzlich ohne ersichtlichen Grund um 90 Grad rechts abgebogen und bist erst nach etwa 50 Metern den Hang querend wieder hinuntergelaufen. Niemand hat deine doch eigenartige Führung in Frage gestellt. Unten an diesem Hang blickte ich dann nach oben und verfolgte unsere Spuren. Und dann sah ich es: Wenige Meter unter dem Punkt, wo du abgebogen bist, war ein etwa 5 Meter hoher Felsen, der wegen des vielen Schnees von oben nicht sichtbar gewesen war. Timber, du hast uns vor einem Sturz mit möglicherweise schlimmen Folgen bewahrt. Wie hast du das gewusst? Du hast das unmöglich sehen können. Riechen? Kannst du eine vor dir im Schnee verborgene Felswand riechen? Oder hast du Sinne, von denen wir Menschen keine Ahnung haben?

Wiedererkennen

Wir waren mit dem Schlitten in einer weglosen winterlich tief verschneiten Landschaft unterwegs. Ein Jahr zuvor waren wir auch schon mal dagewesen. Dieses Mal hatten wir ungefähr dieselbe Tour vor wie letztes Jahr, nur umgekehrt. In diesem Gebiet kann man sich leicht verirren, es ist sehr zerklüftet und eine falsche Route führt unweigerlich in eine Sackgasse wegen unüberquerbaren Schluchten oder Felswänden. Zudem sieht es an manchen Ort sehr ähnlich aus. Wir hatten noch kein GPS, aber sowas brauchte unser Führer Timber auch gar nicht. Woher wusstest du überhaupt, wo wir hinwollten und welchen Weg wir nehmen wollten und konnten? Du konntest doch unmögliche deine eigene Spur vom letzten Jahr riechen? Aber du bist souverän den umgekehrten Weg wie vor einem Jahr vorangegangen, hast sogar selbständig Umwege gemacht wo die genau gleiche Route nicht möglich war. Lieber Timber, wie hast du das bloss gemacht?

Gletscherspalte

Wir waren mit mehreren Personen und mehreren Schlittenhunden zu Fuss in einem Gletschergebiet unterwegs auf dem Aufstieg auf einen Grat. Plötzlich wolltest du nicht mehr weiter. In alle Richtungen wärst du mitgekommen, nur nicht geradeaus auf dem kaum markierten Pfad weiter. Nichts konnte dich bewegen. Erst als dann unser Bergfüher mit einem Bein in einer Spalte versank, haben wir deine Warnung kapiert, akzeptiert und sind umgekehrt. Wie hast du das bloss gewusst?

Verlaufen

Wir waren auf einem ausgiebigen Spaziergang in einem mir unbekannten Wald und wir hatten uns verlaufen. Es begann schon langsam dunkel zu werden und wir hatten kein Licht dabei. Ich bekam langsam Angst. Du und Urchin hattet euch für alles riechbare interessiert und herumgealbert, bis ich dir sagte: Timber, ich weiss den Weg nicht mehr, führ uns zurück zum Auto. Sofort hast du dich stolz aufgerichtet, Ohren nach vorne gelegt und bist vorausgelaufen. Kein Duft, kein Strauch und kein Stein konnte dich nun mehr ablenken. Auf direktem Weg hast du uns zum Auto geführt. 



Timber: Ein Brief zum 15. Geburtstag

Lieber Timber,

 

Heute hast du Geburtstag! Du wirst 15 Jahre alt und ich bin sehr stolz auf dich!

 

Es ist ein richtiger Herbsttag, gerade wie bei deiner Geburt. Ich hab damals die ganze Nacht bei deiner Mutter im Zwinger geschlafen und es war verdammt kalt. Aber mit Wollsocken und Mütze habe ich bei Kerzenlicht auf dich gewartet. Stundenlang. Es hat mich fast "verputzt" vor lauter Vorfreude. Und endlich kam deine weisse Schwanzspitze zum Vorschein. Bald danach bist du auf die Welt geflutscht und deine Mami hat dich umsorgt und dir warm gegeben. Still und ergeben durfte ich dem Wunder zusehen. Deinen Namen hatte ich natürlich schon viel früher ausgesucht, aber jetzt wusste ich, wem ich ihn geben durfte.

 

Von da an warst du der Mann im Haus. Du hast Vieles geregelt, erzogen und den Weg gezeigt. Weisst du noch die Wintertrainings in der Gibelegg als ich schwanger war? Tom hatte alle 10 ( noch jungen) Hunde vor dem Schlitten eingespannt und ich bin mit dem Subaru hinterher, weil ich mir fast die Hosen voll machte und dachte, ihr kämtet sonst nicht mehr zurück? Ihr kamt immer zurück, ohne ein falsches Kommando, weil du der Leithund warst. Das gibt es nicht oft, weisst du.

 

Heute, lieber Timber, hast du Geburtstag. Ich habe mir alle Fotos von dir angeschaut. Du hast deinen Weg gemacht und ich glaube, du hattest ein wunderschönes Schlittenhundeleben. Dein Körper ist alt geworden, sehr alt. Du wirkst zart und gebrechlich. Irgendeines Tages wirst du mitteilen, dass es Zeit ist, diesen Körper abzulegen und weiterzuziehen. Ich habe dir letzthin alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Ich habe dich sehr, sehr lieb und du wirst immer einen Platz in meinem Herzen haben. Ich danke dir für Alles, was du mir und unserer Familie gegeben hast.

 

Ich danke Donato und Vreni, dass sie dir ein so wundervolles und warmherziges Zuhause gegeben haben und wünsche ihnen viel Kraft und Zuversicht, das Lebensende von dir, Timber, gelassen und würdevoll zu Ende zu LEBEN. 

 

Allerliebste Geburtstagsgrüsse für Timber und die ganze Rasselbande

 

 

von Anna



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