Howling Timber's Familie

Urchin (Klondike's N'Urchin)

21.07.1999 - 18.12.2015


Ohne Urchin gäbe es kein Howling Timber's

Die Geschichte von Urchin beginnt mit einer sehr persönlichen Geschichte über mich. Urchin: (englisch, sprich "Örtschin) was sein Name bedeutet steht im nächsten Kapitel. Ich kann nicht über Urchin berichten und mich dabei weglassen, ich kann nicht in Worte fassen, was uns verbindet. Urchin war mein erster Husky, mein erster Hund, sprichwörtlich mein bester Freund. Er war der Anfang von Howling Timber's. Der Anfang von oder der Grund für mein Leben "danach". Was davor war, das ist für diese Geschichte nicht von Bedeutung.

Urchin, ach Urchin, begreifst du eigentlich, was du mir bedeutest?




21. Juli 1999: Auf den Hund gekommen

Winter 1999: Hunde lärmen, stinken und beissen

Urchin war das Resultat einiger Monate Denken, Zuvor hatte ich a) keine Ahnung von Hunden, b) grundsätzliche Abneigung gegen Hunde: sie machen Lärm, sie stinken, sind hinterlistig und manchmal beissen sie. Ausgenommen Huskys. Die fand ich schön.


10 Wochen musste ich mich gedulden. 10 Wochen fuhr ich Dienstag und Samstag zu meinem kleinen Urchin. Die Huskywelt hatte mich erobert. Ich war vom ersten Tag an total verliebt in meinen kleinen Jungen. Ich hatte zwar keine Ahnung, was auf mich zu kommen würde, keine Vorstellung von einem Leben mit Schlittenhunden. Ja ja, entfernt, in der Theorie: Zwinger bauen, Sport machen, 2-3 Huskys haben... Und heute? Viele Jahre später? Ich weiss nur, dass ich diese Entscheidung noch keinen Augenblick bereut habe.

Ich als Züchter heute hätte mir damals bestimmt keinen Husky verkauft. Bei mir passte gar nichts: Ungeeignete Wohnlage, ungeeignete Wohnung, keine Ahnung von Hunden, kaum Geld und unsichere wirtschaftliche Zukunft. Mein Leben war, wie bereits erwähnt, zu diesem Zeitpunkt an einem Tiefpunkt angelangt. Ich war im sprichwörtlichen Sinn auf den Hund gekommen, und ich wollte einen Hund als Freund. Doch Heidi Müller wollte es gar nicht so genau wissen. Zum Glück für mich und Urchin. Würde ich heute einem Welpeninteressent in ähnlicher Lage die gleiche Chance geben?

 

Stundenlang sass ich jede Woche in diesem Zwinger, spielte mit den kleinen Welpen und blieb bewegungslos sitzen wenn Urchin auf meinen Knien ein Schläfchen machte. Er knabberte an meinen Schuhen und Fingern und ich war im siebten Himmel... Jede Woche brachte ich ein neues Spielzeug mit. Seine vier Brüder liess er mitspielen, aber am Ende gewann immer Urchin. Bald schon stand er am Gitter hoch, wenn ich kam und erwartete ungeduldig, was ich diesmal mitbrachte.


Dann kam der grosse Tag. Ich war bereits eine Woche fast-arbeitslos, als Urchin zu mir nach Hause kommen durfte. Ich machte mir damals keine Gedanken darüber, dass er von einem Tag auf den anderen von seinen Spielgefährten und seiner Mami getrennt wurde und in eine völlig neue Umgebung kam. Heute glaube ich, dass dies für einen kleinen Hund durchaus ein traumatisches Erlebnis sein kann und dieser Schritt gut überlegt und vorbereitet werden muss. Urchin und ich - wir kannten uns ja schon recht gut. Ich zeigte ihm das Sofa (das seine Kinder in ein paar Jahren fressen würden), auf dem er sich von der grossen Reise erst mal ausruhen konnte. Ich redete leise mit ihm, war 24 Stunden Tag und Nacht bei ihm (eingekauft hatte ich für ein paar Tage auf Vorrat), und mein "Hundeleben" hatte begonnen. Die nächsten paar Monate hatte ich kaum etwas anderes zu tun als mich um ihn zu kümmern. Natürlich brauchte er mich, und - glaube mir - ich ihn auch. Und wie! Um keinen Preis hätte ich den Kleinen wieder weg gegeben. Diese Motivation liess mich beinahe Berge versetzen. Während der Kleine schlief, suchte ich - schliesslich erfolgreich - Wohnung und Arbeitsstelle. Und wenn er wach war, gehörte mein Leben ihm. Wir spielten zusammen, tobten herum, machten Ausflüge, schliefen zusammen. Aber nein, zu mir ins Bett wollte er nicht, aber ganz nah daneben. Urchin war überall mit dabei, und wo er nicht hindurfte, ging ich nicht hin. Tag und Nacht. An der Nacht hat sich sein Leben lang nichts geändert. Ich hatte Urchin, und allen Huskys, die bei mir leben würden, versprochen, dass sie in erster Linie ein glückliches Leben bei mir haben dürfen. 



Winter 1999: Hunde lärmen, stinken und beissen

21. Juli 1999: Auf den Hund gekommen

10 Wochen musste ich mich gedulden. 10 Wochen fuhr ich Dienstag und Samstag zu meinem kleinen Urchin. Die Huskywelt hatte mich erobert. Ich war vom ersten Tag an total verliebt in meinen kleinen Jungen. Ich hatte zwar keine Ahnung, was auf mich zu kommen würde.


Urchin war das Resultat einiger Monate Denken, Lesen und Zwinger besuchen. Zuvor hatte ich a) keine Ahnung von Hunden, b) grundsätzliche Abneigung gegen Hunde: sie machen Lärm, sie stinken, sind hinterlistig und manchmal beissen sie. Ausgenommen Huskys. Die fand ich schön. Die schienen mir wie Boten aus einer anderen Welt. Keine Ahnung warum, es war einfach so.

Aber bis ich darauf kam, mussten 30 Jahre vergehen und mein Leben nach zweifelhaften Höhenflügen beinah Schiffbruch erleiden. Na ja, nicht ausschliesslich zweifelhaft, es gab auch viele ganz gute Zeiten. Aber ich manövrierte mich in eine Sackgasse, und an deren Ende angekommen, war offenbar das verborgene Tor in diese andere Welt, das ich sonst wohl nie gefunden hätte, und das wohl nur ein Tier, ein Husky, aber mich Sicherheit kein Mensch für mich öffnen konnte.

 

Und das kam so: In dieser Zeit, gefühlt fast ganz unten oder eben am Ende der Sackgasse angekommen, liess ich mich überreden, ein Schlittenhunderennen zu besuchen. Es muss sowas wie ein Engel gewesen sein, der mich dazu überreden konnte. (Lieber Silvio aus Zürich, wenn du das hier liest, meld' dich bitte mal bei mir, ich muss mich bei dir bedanken). Ich war so hundedesinteressiert, dass ich gar nicht wusste, dass es Schlittenhunderennen in der Schweiz gibt. Völlig ahnungslos fuhr ich also mit meinem Alfa mit Sommerreifen in die Berge und hatte nicht damit gerechnet, dass die Strassen verschneit waren.

Aber was später geschah, damit hatte ich noch viel weniger gerechnet: Unvermittelt sass ich inmitten einer Huskyfamilie und hatte alle Hände voll mit Streicheln zu tun. Ich wusste gar nicht, dass Hunde so lieb sein konnten. Waren Huskys wirklich Hunde? Vermutlich nur so ähnlich... Doch eine anderen Welt. Welche Welt? Etwas Unwiderrufliches passierte an jenem sonnigen Winternachmittag, es war, wie wenn die Huskywelt ihre Tore für mich geöffnet und hinter mir wieder geschlossen hatte. Es gab kein Zurück. Ich besuchte ein weiteres Rennen, besuchte anschliessend öfters einen Zwinger in meiner Nähe (mit Alaskan Huskys, ich konnte damals noch nicht mal Alaskans von Siberians unterscheiden...). Ich las mich durch eine Bibliothek voller Hundebücher. War ein Husky das Richtige für mich? Aber ich hatte nicht wirklich eine Wahl. Der Huskyvirus hatte mich unwiderruflich infisziert.

Ein Freund, ein Hund, ein Husky - und weiter gehen. Oder mich am Ende dieser Sackgasse an die Wand nageln.

 

Dann der Besuch bei Klondike, dem einzigen Züchter, den ich ausfindig machen konnte. Dann zwei Wochen mit Bruder und Landrover in der Wüste. Dann war der Entscheid gefallen. Den Namen fand ich während einer Nachtwache in einem Englisch-Dix: Urchin, umgangssprachlich für Flegel, Gassenjunge, Lausbub - oder Seeigel. Das passte. Am 21. Juli 1999 wurde er geboren und fünf Tage später von mir ausgesucht. Ich war 31 und begann ein neues Leben. Den besten und folgenreichsten Entscheid den ich je getroffen hatte.



Timber: Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können

Timber: Etwas Besseres hätte uns nicht passieren können

Und dann kam Timber. Aber vorher hatten wir noch viel Glück, und Timber war sozusagen die Krönung.

 


Ab Januar 2000 wurde unsere gemeinsame Zeit etwas reduziert. Dafür hatte ich eine Arbeitstelle in Bern und wir hatten in der Nähe von Thun eine gemütliche, passende Wohnung in ausgesprochen ländlicher Gegend auf einem Bauernhof. Wohin mit Urchin während der Arbeit. Mitnehmen konnte in einem Grossraumbüro keine Dauerlösung sein. Doch das Problem löste sich, bevor es entstand. Der nächste Nachbar 300 Meter übers Feld hatte zwei junge Malamuten und Urchin fand bei ihnen sowas wie einen Tageshort, während ich zur Arbeit ging. Ja, ich bekenne mich zum Glauben an eine göttliche Vorsehung, denn es waren zu viele Puzzleteile, die so perfekt zusammen passten, dass dies kein Zufall mehr sein konnte. Den ganzen Tag freute sich Urchin auf meine Rückkehr am Abend, und dann freute er sich wieder auf den nächsten Tag bei seinen Malamutfreunden. Was für ein glücklicher kleiner Hund. Diesen ersten Winter tobten wir zusammen im Schnee herum, durchstreiften Lothar-zerfurchte Wälder und lernten uns wortlos verstehen. Und im Frühling lernte ich Urchins Papa und dessen Menschen Anna und Tom Messerli kennen (ja genau, die Begründer des Thuner Wägelirennens) und es wurde Zeit für einen Partner für Urchin. Ich bat sie um Rat für einen zweiten Husky, Welpe oder vielleicht eher erwachsen. Und dann begann das nächste Kapitel zum Thema Vorsehung: Sie boten mir ihren besten Hund an, um seinetwillen, weil er in ihrem grossen Rudel und als Rudelchef eher mehr Stress hatte als im lieb war, und weil seine Art zu mir und Urchin optimal passen würde: Urchins Vater, der grosse Howling Timber! Womit hatte ich das verdient? Ich war mir das damals nicht bewusst, aber etwas Besseres hätte mir nicht passieren können. Timber war im besten Alter, top ausgebildet und unglaublich anhänglich und ausserordentlich intelligent. Er brachte Urchin und mir das Schlittenhundeleben bei wie das niemand besser gekonnt hätte.

Urchin überwand die spontane Enttäuschung, dass er mich nun mit Timber teilen musste, sehr schnell. Er merkte, dass er dadurch nichts verloren sondern nur noch mehr gewonnen hatte. Bald sind sie ein Team, spielen und arbeiten zusammen und wir drei erleben die tollsten Abenteuer. Ein Dreamteam wie's im Buch steht



Die jungen Jahre

Die jungen Jahre

Die folgenden zwei Jahre haben wir jede Menge zusammen unternommen. 

 


Die folgenden zwei Jahre haben wir jede Menge zusammen unternommen. Wanderungen im Sommer, mit Rucksack für alle, Schlittentouren im Winter z.Bsp. im Hohgantgebiet oder auf die Gemmi, und die ersten Ferien in der Bretagne. Einige der Fotos aus der Bretagne entstanden auf einer der nächsten Reisen, als sich bereits Vreni als neues Rudelmitglied bewarb und mit ihr schliesslich unser Team langsam grösser wurde.

Es war eine schöne Zeit zu dritt, die ich sofort noch einmal würde erleben wollen. Viele dieser Unternehmungen sind heute mit einem grossen Rudel gar nicht mehr möglich.

Und Urchin war so genial. Und natürlich Timber auch. Die beiden konnten fast überall frei gelassen werden ohne Dummheiten anzustellen. Man konnte mit ihnen in Restaurant, an Konzerte, sogar ans Seenachtsfest mit Feuerwerk. Sie machten sich überall beliebt. Urchin hatte die Eigenart, sich immer nach mir umzusehen, ob ich ihm folgen würde. Tat ich das nicht, kam er sofort zurück. Er liess mich wohl weniger aus den Augen als ich ihn. Manche Menschen sagten, Urchin sei zu sehr abhängig von mir. Mag sein, dass dem so war, aber viel mehr hatten wir ein unerschütterliches Vertrauen zueinander und eine extrem starke Bindung. Und trotzdem demonstrierte Urchin stets eine stolze Unabhängigkeit als selbständiges Wesen mit eigenem Willen, den er bei Bedarf auch mal durchzusetzen vermochte. Aber so ist das in einem Team. Der Mensch, der glaubt, er müsse seine Überlegenheit seinem Hund gegenüber ständig demonstrieren, hat in Wahrheit schon längst verloren. Führung und Beziehung geschieht im Vertrauen.



Life is just for fun

Life is just for fun

Während der ganzen Zeit, als unser Rudel langsam immer grösser wurde, behielt Urchin immer eine Sonderstellung. Er weicht mir kaum von der Seite, kann an Orte mitkommen, wo andere zu Hause bleiben müssen.


Während der ganzen Zeit, als unser Rudel langsam immer grösser wurde, behielt Urchin immer eine Sonderstellung. Er weicht mir kaum von der Seite, kann an Orte mitkommen, wo andere zu Hause bleiben müssen. Oft kann er ohne Leine frei die Gegend erkunden, etwas das nicht vielen Huskys erlaubt werden kann. Urchin hat nie Dummheiten angestellt. Zu fremden Hunden ist er stets freundlich. Und wenn diese es nicht sind, läuft er einfach davon.

 

Seinem Lebensmotto ist Urchin stehts treu geblieben: Life is just for fun. Er führte sein Team als Leithund gut an, doch wenn ihn ein Bäumchen im Tiefschnee draussen zum begiessen anlächelte, schleppte er das ganze Gespann dorthin. Oder wenn er Durst hatte, roch er das Wasser in der Nähe und steuerte geradewegs darauf zu, auch wenn das bedeutete, dass der Musher hinter ihm ebenfalls mit dem Bike oder Cart den Abhang hinunter musste - irgendwie.

 

Urchin nervt sich über kleine Kläfferhundchen und Welpen. Seinen eigenen Kindern schenkte er erst Beachtung, als sie ein paar Monate alt waren. Katzen betrachtete er nie als Jagdobjekt - viel zu anstrengend. Und Wasser trinkt er am liebsten frisch vom Hahn. Chef sein ist ebenfalls zu anstrengend. Sich einem anderen Chef unterordnen auch. Lass mich in Ruhe, dann lass ich dich in Ruhe, und überhaupt: wozu die Aufregungen, lass uns das Leben geniessen, das ist aufregend genug!



Nachwuchs

Nachwuchs

Urchin's Nachkommen gaben Howling Timber's eine entscheidende Wende. Seine 5 direkten Nachkommen sind alle bei uns geblieben.

 


Wenn eine Hündin läufig wurde, war das für Urchin immer ganz besonders aufregend. Nicht wie sich üblicherweise Rüden aufregen. Nein, Urchin war nicht mehr sich selbst. Da konnte er einem schon mal ganz mächtig auf den Geist gehen. Da rutscht das Hirn buchstäblich zwischen die Beine und sonst geht gar nichts mehr. Unerfahren wie wir waren lieferte er sich während einer solchen heissen Zeit mit Timber einmal eine heftige Schlägerei. 

Als wir unseren ersten Wurf planten mit Arwen, hätten wir eigentlich Timber als Papa gewollt, Doch der war zu diesem Zeitpunkt (2006) bereits 11 Jahre alt, und der Drang fand nur noch im Kopf statt..... Glück für Urchin, wobei man da nicht von "2. Wahl" oder "Ersatz" sprechen darf. Er kam einfach früher in den Genuss als wir dachten. Und was für ein Genuss. Arwen liess ihn nur ein einziges Mal, aber das genügte für 5 ganz prächtige Welpen, die wir alle behalten haben. Auf einen Schlag hatten wir also 5 Hunde mehr. Und als diese erwachsen wurden und ihr Potential entfalteten, gab dies der Howling Timber's Familie eine ganz neue Richtung bezüglich Rennen.

Einen weiteren Wurf mit Urchin hatten wir so lange hinausgeschoben, bis er ebenfalls zu alt dafür war. Aber wir waren einfach noch nicht bereit für noch mehr Hunde, und einfach nur Welpen zu produzieren um zu verkaufen kommt für uns nicht in Frage.

Urchin selbst hat sich für seine Welpen nie interessiert. Er lief am Wurfzimmer vorbei und nahm demonstrativ überhaupt keine Notiz von ihnen und schaute rein zufällig immer gerade in die andere Richtung.... Eben, kleine lästige Hundchen hat er nie gemocht und ist ihnen ausgewichen. Urchin halt. Als die Kleinen dann so gross waren, dass sie von sich aus Bekanntschaft mit Urchin machen wollten, hat er ihnen ziemlich schnell beigebracht, dass er kein Spielkamerad ist und gefälligst in Ruhe gelassen werden will. Er wurde aber nie aggressiv, einfach nur unmissverständlich klar und bestimmt. Und jeder hat das akzeptiert. Aber das war Urchin auch zu allen anderen Rudelmitgliedern sein ganzes Leben lang: Er war nie Anführer oder Alpha oder Chef oder wie man das nennen will. Aber er liess sich auch von niemand anderem etwas sagen, es war also auch nie jemand Chef über ihn. 



Alt werden

Alt werden

Ich wage zu behaupten, dass Urchin in seinem Leben nur wenige unglückliche Momente hatte. 

Im Frühling 2010 entdeckten wir eine Verhärtung am hinteren linken Oberschenkel.


Ich wage zu behaupten, dass Urchin in seinem Leben nur wenige unglückliche Momente hatte. 

Im Frühling 2010 entdeckten wir eine Verhärtung am hinteren linken Oberschenkel. Nach vorsichtigen, nicht überstürzten Abklärungen und Beobachtungen stellte es sich als "infiltratives Lipom" heraus, eine Art Tumor. Operation nicht möglich weil es das ganze Muskelgewebe durchdringt. Alle möglichen klassischen und alternativen Methoden haben das Wachsen vielleicht gebremst. Aber, obwohl gutmütig und nicht direkt lebensbedrohlich, wächst es langsam vor sich her und behindert Urchin zunehmend beim Laufen. Schmerzen hat er mit Sicherheit keine.

Auf die Saison 2011/12 wollte sich Urchin definitiv pensionieren und lässt sich nicht mehr einspannen. Es war absehbar, natürlich wegen des Alters, aber auch wegen dem Lipom. Aber mitkommen will er trotzdem, und laufen kann er auch noch. Also macht er nun ausschliesslich das, was er schon immer viel lieber gemacht hat, nämlich dem Team frei vorauslaufen. Sein Stolz lässt ein mitreiten auf dem Schlitten oder Wagen nicht zu.

Hoffen wir, dass dieses Lipom nicht eines Tage das Todesurteil für einen sonst gesunden Hund ist. Doch wie uns ein Tierarzt mal sagte, spielt die Ursache zum Sterben keine Rolle mehr, wenn die Uhr einmal abgelaufen ist. Urchin wird eines Tages ein riesiger Verlust sein. Doch bis dahin soll er weiterhin sein Leben so gut wie möglich und schmerzfrei geniessen können und noch viele freie Ausflüge machen können. Zum Beispiel waren wir im Frühling 2012 nochmals in der Bretagne, an dem grossen Strand in Crozon, wo Urchin schon öfters herumspringen konnte. Diesmal nur Urchin, Arwen, deren Sohn Walendil und Sina.

Aber mit zunehmendem Alter werden die meisten schwach und gebrechlich. Urchin's selbständigen Spaziergänge - tatsächlich durfte er sich oft frei ausserhalb der Umzäunung auf Erkundungstouren begeben - wurden kürzer. Das Laufen wurde wegen des Lipoms erst mit etwa 15 Jahren deutlich schwieriger, ein Alter, das viele Hunde gar nicht mehr erleben. Doch Urchin dachte noch lange nicht daran, uns zu verlassen. Er ging halt einfach langsamer, weniger lang und weniger weit. Aber sein Interesse und seine Lebensfreude hielten bis fast ganz zuletzt an.



Ende. - Ende?

das Ende

Nie mehr wird jemand das sein können, was du für mich warst. Und das ist viel mehr als einfach nur "mein erster Husky". Und weil es dafür keine Worte gibt ...


Im Frühling 2014 haben wir mit einigen deiner Kameraden nochmal eine letzte grosse Reise gemacht in die Bretagne, an denselben Ort, an den deine erste grosse Reise ging, damals noch mit Papa Timber. Als ihr euch in einem faulenden Fischabfallhauffen gewälzt habt und dann trotzdem bei uns im Zelt schlafen wolltet. Und natürlich durftet.

 

Im Sommer 2015 haben wir deinen 16. Geburtstag gefeiert. Niemand hätte geglaubt, dass du uns noch so lange Gesellschaft leisten wird. Aber nun bist du definitiv ein sehr, sehr alter Hund. Nicht das Lipom hindert dich mehr am Gehen, vielmehr hat die Altersschwäche dich besiegt. Wir hegen und pflegen dich, tragen dich spazieren, betten dich bequem, verbringen noch etwas Zeit mit dir. Und trotzdem viel zu wenig. 

 

Wenn wir zusammen unterwegs waren und du dich frei bewegen konntest, hast du dich immer umgeschaut, ob ich dir folge. Du hast mich nie aus den Augen gelassen - ja das war wohl gegenseitig. Aber jetzt musst du gehen und ich kann dir nicht folgen. Du kannst nicht um die Ecke spähen, ob ich auch nachkomme, und dann zurückkommen. Von dort, wohin du jetzt gehen musst, kannst du nicht mehr zurück zu mir. Du musst mich loslassen - und ich dich. Und wir beide bringen das kaum fertig. Ich bin 16 Jahre lang nach Hause gekommen und du warst immer da. Ich habe 16 Jahre lang nirgendwo anders übernachtet als bei dir bwz. du bei mir. Es gab in diesen 16 Jahren keinen einzigen Tag, an dem wir uns nicht gesehen haben. 

 

Urchin hat immer von allem etwas mehr erhalten - auch Lebenszeit. Aber alle Ferien auf dieser Welt sind einmal zu Ende, jeder Guetzlisack einmal leer, jeder Tag einmal zu Ende. Und in jedem Leben zieht eines Tages der undurchdringliche Nebel auf zwischen dieser und der anderen Welt, wo man sich verliert und nicht mehr findet. Je mehr man geliebt hat, desto schmerzlicher der Verlust. In Momenten wie diesen wünscht man sich, nie geliebt zu haben, nur um diesen unerträglichen Schmerz nicht erleiden zu müssen. Dabei ist es doch "nur" ein Tier, "nur" ein Hund....

 

Ach Urchin, ich hoffe, du triffst deinen Papa Timber wieder. Sag ihm liebe Grüsse von mir, und sag ihm, dass ich eines Tages auch zu euch kommen werde.... Und bis dahin werden wir dich vermissen..... Aber ich sehe dich jeden Tag wieder in deinen Kindern und Enkeln. Eragon hat dein blau-braun gesprenkeltes Auge, Glen deine helle Stirn, Eldunari den weissen Streifen zwischen den Ohren, und Whisper deinen verträumten Blick..... Und fast alle deinen wahnsinnig lieben Charakter. Aber nie mehr wird jemand das sein können, was du für mich warst. Und das ist viel mehr als einfach nur "mein erster Husky". Und weil es dafür keine Worte gibt, hört dieser Text jetzt auf.