Howling Timber's Familie

Urchin (Klondike's N'Urchin)

21.07.1999 - 18.12.2015


Winter 1999: Hunde lärmen, stinken und beissen

Urchin war das Resultat einiger Monate Denken, Lesen und Zwinger besuchen. Zuvor hatte ich a) keine Ahnung von Hunden, b) grundsätzliche Abneigung gegen Hunde: sie machen Lärm, sie stinken, sind hinterlistig und manchmal beissen sie. Ausgenommen Huskys. Die fand ich schön. Die schienen mir wie Boten aus einer anderen Welt. Keine Ahnung warum, es war einfach so.

Aber bis ich darauf kam, mussten 30 Jahre vergehen und mein Leben nach zweifelhaften Höhenflügen beinah Schiffbruch erleiden. Na ja, nicht ausschliesslich zweifelhaft, es gab auch viele ganz gute Zeiten. Aber ich manövrierte mich in eine Sackgasse, und an deren Ende angekommen, war offenbar das verborgene Tor in diese andere Welt, das ich sonst wohl nie gefunden hätte, und das wohl nur ein Tier, ein Husky, aber mich Sicherheit kein Mensch für mich öffnen konnte.

 

Und das kam so: In dieser Zeit, gefühlt fast ganz unten oder eben am Ende der Sackgasse angekommen, liess ich mich überreden, ein Schlittenhunderennen zu besuchen. Es muss sowas wie ein Engel gewesen sein, der mich dazu überreden konnte. (Lieber Silvio aus Zürich, wenn du das hier liest, meld' dich bitte mal bei mir, ich muss mich bei dir bedanken). Ich war so hundedesinteressiert, dass ich gar nicht wusste, dass es Schlittenhunderennen in der Schweiz gibt. Völlig ahnungslos fuhr ich also mit meinem Alfa mit Sommerreifen in die Berge und hatte nicht damit gerechnet, dass die Strassen verschneit waren.

Aber was später geschah, damit hatte ich noch viel weniger gerechnet: Unvermittelt sass ich inmitten einer Huskyfamilie und hatte alle Hände voll mit Streicheln zu tun. Ich wusste gar nicht, dass Hunde so lieb sein konnten. Waren Huskys wirklich Hunde? Vermutlich nur so ähnlich... Doch eine anderen Welt. Welche Welt? Etwas Unwiderrufliches passierte an jenem sonnigen Winternachmittag, es war, wie wenn die Huskywelt ihre Tore für mich geöffnet und hinter mir wieder geschlossen hatte. Es gab kein Zurück. Ich besuchte ein weiteres Rennen, besuchte anschliessend öfters einen Zwinger in meiner Nähe (mit Alaskan Huskys, ich konnte damals noch nicht mal Alaskans von Siberians unterscheiden...). Ich las mich durch eine Bibliothek voller Hundebücher. War ein Husky das Richtige für mich? Aber ich hatte nicht wirklich eine Wahl. Der Huskyvirus hatte mich unwiderruflich infisziert.

Ein Freund, ein Hund, ein Husky - und weiter gehen. Oder mich am Ende dieser Sackgasse an die Wand nageln.

 

Dann der Besuch bei Klondike, dem einzigen Züchter, den ich ausfindig machen konnte. Dann zwei Wochen mit Bruder und Landrover in der Wüste. Dann war der Entscheid gefallen. Den Namen fand ich während einer Nachtwache in einem Englisch-Dix: Urchin, umgangssprachlich für Flegel, Gassenjunge, Lausbub - oder Seeigel. Das passte. Am 21. Juli 1999 wurde er geboren und fünf Tage später von mir ausgesucht. Ich war 31 und begann ein neues Leben. Den besten und folgenreichsten Entscheid den ich je getroffen hatte.