Chronologie in Abkürzung
Das Vorspiel
Das war diesmal ganz einfach. Alle Weibchen wurden fast gleichzeitig läufig. In der Hitze des Gefechts mussten wir dann ganz schön aufpassen, dass der Richtige, nämlich Elaskan, sich mit der Richtigen, nämlich Glen vergnügte. Walendil, der Papa von Glen, liess die ganze Läufigkeit ziemlich gelassen über sich ergehen. Haria und Erin, die früheren Mamis, hatten zusammen und mit dem Rest des (operierten) Rudels tagelang ihre eigene grosse Party.
63 Tage Warten
So lange dauert die normale Tragezeit bei Hündinnen. Aber erst nach rund 40 Tagen wird es deutlich, ob die Hündin aufgenommen hat. mehr
63 Tage dauert die übliche Tragezeit bei Hündinnen. Der Eisprung und damit Tag 0 soll sich zwei Tage nach der Paarungsbereitschaft ereignen. So genau kann man das aber nicht sagen, aber es ist ein Anhaltspunkt und von da an zählen wir die Tage.
Die ersten drei Wochen hat man keine Ahnung, ob die Hündin aufgenommen hat oder nicht. Dann beginnt sich die Gebärmutter zu vergrössern, was aber nur ein sehr erfahrener Veterinär durch Abtasten vielleicht feststellen kann.
Ab dem 24 Tag könnte man im Ultraschall möglicherweise etwas sehen. Aber auch das ist nicht sehr zuverlässig, vorallem was die Anzahl Föten entspricht. Wir haben das bei unserem ersten Wurf gemacht und sahen selber gar nichts. Doch der Tierarzt zählte auf drei, vielleicht vier. Schliesslich waren es dann fünf... Seither haben wir darauf verzichtet.
Nach 30 Tagen vergrössern sich die Zitzen und färben sich etwas rosa. Die Hündin bekommt mehr und mehr Appetit und verschlingt bald das Doppelte der üblichen Futtermenge.
Spätestens nach 40 Tagen sollte man dann der Hündin die Trächtigkeit ansehen. Zuerst verschwindet die Taille, dann wächst der Bauch heraus. Und sie wird ruhiger, bewegt sich langsamer. Glen hat inzwischen 4 kg zugenommen.
Mit einem Stethoskop kann man die Herzschläge des heranwachsenden Lebens hören, über 240 Schläge pro Minute. Da es ja meistens mehrere Welpen gibt, hört sich das wie ein Trommelwirbel an.
Ab 45 Tagen kann man die Hündin röntgen lassen. Und da sieht man dann mit grosser Zuverlässigkeit die Anzahl Welpen. Im oberen Bild rechts das Röntgenbild vom 1. Juni, Tag 47, aufgenommen mit der neuen digitalen Röntgenanlage der Kleintierklink Laupeneck, unserem "Hausarzt". Deutlich sind die Schädel zu sehen und dann die Wirbelsäule mit den Rippen. Und sie liegen kreuz und quer. Click auf das Bild um es zu vergrössern. Wer's doch nicht so recht erkennen kann: im unteren Bild haben wir die Schädel und Wirbelsäule markiert. Glen hat inzwischen 7 kg zugenommen und wiegt 27 kg.
Bereits fallen die ersten Haare am Bauch aus, normalerweise so nach 50 Tagen. Die Hündin "macht sich langsam Gedanken" über einen Wurfplatz, möglicherweise gräbt sie sich draussen eine Höhle oder verkriecht probeweise darin.
Glen verschlingt nun das dreifache an Futter. Wir geben ein spezielles Futter für tragende und säugende Hündinnen. Dasselbe Futter kann man später auch den Welpen geben, wenn sie langsam entwöhnt werden. Umstellung und Verträglichkeit für die Welpen gelingt so viel besser. Doch noch sind die Welpen nicht da und wir beobachten Glen gut, wie es ihr geht, dass sie genügend trinkt und frisst, aber auch nicht zuviel, weil Übergewicht für die Geburt nicht gerade förderlich ist. Dass sie sich aber auch etwas bewegt, nicht zuviel und nicht zuwenig. Und wir beginnen, die Wurfbox einzurichten und, und, und .... und geben uns Mühe, nicht nervös zu sein um Glen nicht zusätzlich zu verunsichern.
Die Geburt
Nach 24 Stunden hecheln zwei Tage früher als errechnet eine problemlose Geburt.
Nach noch nicht mal ganz 60 Tagen hat Glen 8 kg zugenommen, bei 7 Welpen ungefähr was zu erwarten war. Bauchumfang und Härte lassen erahnen, dass sie wohl sehr grosse Welpen hat und eher früher als später werfen wird. So war es dann auch.
Am Abend von Tag 60 nach unserer Rechnung begann Glen definitiv unruhig zu werden. Sie suchte verzweifelt nach einem Unterschlupf, wofür sich in ihren Augen nur das Loch unter dem Hundeblockhaus im Aussengehege eignet, oder alternativ unter dem Wohnwagen. An beiden Orten passt sie auf dem Bauch kriechend kaum noch rein, geschweige denn wieder raus. Und sowieso passte das uns nicht. Sie verbrachte die ganze Nacht mit hecheln und kam nicht zur Ruhe. Mensch auch nicht. Tags darauf, Tag 61, ging das Hecheln fast ohne Unterbruch weiter. Statt dass sie sich ausruhte. Es war offensichtlich, dass in den nächsten Stunden etwas passieren musste. Nur Frauchen oder Herrchen neben ihr sozusagen beruhigend pfötchenhaltend bewahrte sie vor der Verzweiflung. Und dann am späten Nachmittag wurde es unter ihr plötzlich sehr nass: Fruchtwasser. Das heisst, in ziemlich genau einer Stunde sollte die Geburt beginnen.
Und so war es auch. Die erste Geburt, und auch alle folgenden, verlief so problemlos, als ob Glen damit schon viel Erfahrung hätte. Aber traditionell natürlich wieder eine Steissgeburt, wie alle erstgeborenen Howling Timber's, das fing schon mit Ururgrossvater Timber Senior an.
No1: 18:47 Uhr, Junge: "Brüschtli"
dunkelgraues Fell und ausser einem dünnen weissen Strich auf der Stirn und einem braunen Punkt auf der weissen Brust keine weitere Zeichnung.
No2: 19:40 Uhr, Mädchen: "Näsli"
Ebenfalls dunkelgrau, ein feiner weisser Strich mit parallel dunklem Strich zieht sich von der Nase bis zur Stirn. Eigentlich ist die Nase rechts dunkel und links hell. Dazu ein winziger weisser Punkt auf Schulterhöhe.
No3: 20:02 Uhr, Junge: "Fläckli"
Ebenfalls dunkelgrau, aber endlich deutliche Zeichnung: Weisser Kopf von Nase hinter die Ohren mit dunklem Punkt mitten im Weiss. Über die Schultern zieht sich quer erneut ein weisses Band.
No4: 20:57 Uhr, Mädchen "Breiti"
Dunkelgrau und als einzige Zeichung ein weisser Strich von der Nase bis zur Stirn. An der Nase sind zwei kleine, bereits dunkel pigmentierte Punkte.
No5: 21:35 Uhr, Mädchen: "Wälleli"
Dunkelgrau, ein breiter Strich zieht sich von der Nase über die Stirn und läuft auf den Schultern in Wellenlinien aus.
No6: 21:48 Uhr, Mädchen "Matrösli"
Dunkelgrau, weisser Strich von Nase bis Scheitel. Dann linke Schulter wieder weiss wie ein Matrosenjäckli.
No7: 23:35 Uhr, Mädchen: "Ankerli"
Dunkelgrau, breiter weisser Streifen von Nase bis Stirn, dann im Nacken ein weisser Fleck in der Form ähnliche eines Ankers.
10 Tage
Die ersten zwei Wochen läuft ausser Trinken und Schlafen gar nichts.
Die ersten 10 Tage läuft ausser Schlafen und Trinken fast gar nichts.
Nach etwa 10 Tagen beginnen sich die ersten Äuglein zu öffnen, sehen jedoch vorerst noch nichts.
Nach etwa 10 Tagen versuchen sie mit noch wenig Erfolg auf ihre wakligen Beinchen zu stehen.
Und nach etwa 10 Tagen kann man erste Interaktionen unter den Geschwistern beobachten.
Glen kümmert sich rührend. Sie verlässt die Kiste nur, wenn sie sicher ist, dass niemand sonst hin kann, also wir hinter ihr die Tür schliessen. Lange hält sie es aber draussen nicht aus, bis sie wieder zurück will, oder mindestens einen Kontrollblick machen muss.
Wir gewähren dem Rudel "Besuchszeiten". Das heisst, Mama Glen ist bei ihren Babys und wir lassen alle anderen ins Zimmer, also die, die das auch wollen. Und das sind eigentlich nur ein paar wenige, vorallem die Jüngsten. Haria nützt jede Besuchszeit völlig aus, sie war vor einem Jahr eine so vorzügliche Mama und würde doch so schampar gern helfen. Doch Glen lässt sie nur reinschauen und aus Distanz schnuppern, näher nicht. Haria wiederum sorgt dafür, dass auch niemand anders näher darf. Erin, die nun mit den Welpen ihrer Tochter Glen Grossmutter geworden ist, also schon lange vor Haria zwei Mal Mama war, schleicht sich zaghaft irgendwo in den Raum, aber bleibt im Hintergrund. Sich fürchtet sich davor, dermassen weggejagt zu werden wie das Haria letzes Jahr machte.
Den meisten Kleinen ist es unwohl, wenn man sie rausnimmt zum "hämpfele", der plötzlich fehlende "Nestduft" beunruhigt sofort. Glen selbst lässt das auch nicht weiter weg als etwa einen Meter zu, bis sie es zurückholen will. Aber immerhin dürfen wir, und nur wir, die Kleinen anfassen. Bei Besuchern duldet sie das noch nicht.
1 Monat
Dann geht die Entwicklung plötzlich sehr schnell. Nach 10 Tagen beginnen sich die Augen zu öffen, nach 13 Tagen haben sie das Geburtsgewicht verdoppelt. Die Sinne entwickeln sich, die Umgebung wird wahrgenommen. Und das Urvertrauen zum Menschen wird jetzt entwickelt!
Dann geht die Entwicklung plötzlich sehr schnell. Man kann fast beim Wachsen zuschauen. Nach 10 Tagen beginnen sich die Augen zu öffnen, nach 13 Tagen haben sie das Geburtsgewicht verdoppelt. Die Sinne entwickeln sich, die Umgebung wird wahrgenommen.
Sie fühlen ihren Körper, knabbern an ihrem Pelz und kratzen sich. Sie beginnen zu sehen, deutlich erkennt man, wie sie die Information des Sehsinns zu verarbeiten versuchen. Die Nase beginnt Gerüche bewusst wahrzunehmen und untersucht sie. Das Stimmchen quiekt nicht mehr einfach so zufällig, nein, ganz bewusst wird geschrien, einfach so aus Freude am Ausprobieren. Sehr lustig zum Zuschauen, wenn dann die Ohren auch langsam mitmachen und sie ab sich selbst erschrecken - und dann den Zusammenhang zwischen dem Gefühl fürs Schreien und dem gehörten eigenen Schrei langsam begreifen. Am Ende der zweiten Woche beginnen sie auch den Menschen wahrzunehmen, zu erkennen und auf ihn zu reagieren. Dazu am Ende dieser Seite noch etwas mehr.
Mama Glen kümmert sich sehr führsorglich um ihre Kinder und hält alles peinlich sauber. Sie ist schneller mit putzen als wir. Und pünktlich nach Lehrbuch am Anfang der 4. Woche beginnt sie damit, vorverdaute Nahrung hervorwürgen und die Kleinen an feste Nahrung zu gewöhnen. Haria hat den Posten als 1. Babysitter bekommen, Eragon ist der 2. Babysitter. Während es Eragon aber bald zu bunt wird, wenn die Babys ihn anknabbern wollen, scheint es Haria richtig zu geniessen, wenn die Bande auf ihr herumkrabbelt.
Die doppelte Wurfbox ist natürlich viel zu klein geworden. Nachdem einige versuchten, über die Wand zu klettern um zu sehen, wo denn die Welt weitergeht, haben wir die Box geöffnet. Nun ist die grosse weite Welt vorerst mal das ganze Zimmer. Da kann man unters Sofa kriechen, durch die Betonröhre schlüpfen, auf dem Teppich fangis machen und auf dem glatten Boden Schlittschuh laufen. Und Kleider und Haare vom Menschen durchkauen, am liebsten aber Socken und Crocs. Oder sich irgendwo hinstellen, einen Schrei loslassen (sowas wie "go"), und dann durchs Zimmer rasen. Und natürlich mit den Geschwistern rumalbern.
Aber auch diese Welt ist bald zu klein. Denn hinter dem Törchen sind ja noch andere gleichartige Geschöpfe, dort wo der Mensch immer wieder verschwindet. Am Ende der 4. Woche öffnen wir die Tür - und die grosse weite Welt (bis zum Zaun) steht den Welpen offen.
Vertrauen und Beziehung sind nicht dasselbe!
In dem Moment, wenn die Welpen beginnen, dieses andere Wesen Mensch wahrzunehmen, wird die Basis für das Urvertrauen zum Menschen gebildet. Es ist die einzige Gelegenheit dafür, man kann das später im Leben des Hundes kaum noch nachholen. Deutlich wird das bei Hunden mit unbekannter Vergangenheit aus Tierheimen oder Ferienmitbringsel. Man kann wohl eine sehr gute Beziehung aufbauen, aber das ist nicht dasselbe wie Vertrauen.
Es ist also von entscheidender Bedeutung, dass alle ihre ersten Erlebnisse mit Menschen angenehm sind. Jede Berührung sollte angenehm sein, auch die Bewegung, die der Welpe in den Händen des Menschen erfährt, sollte ihm nicht das Gefühl einer Achterbahnfahrt vermitteln, weil man ihn zum Beispiel zu schnell hochhebt und ihn dadurch einer verhältnismässig ungeheuren Beschleunigung aussetzt. Eine Beziehung bauen die Welpen jetzt noch nicht auf, dass kommt dann erst nach etwa 10 Wochen. Aber jedes jetzt erlebte angenehme Erlebnis mit dem Menschen macht es dem jungen Hund später einfacher, sich vertrauensvoll auf eine Bindung mit dem Menschen einzulassen, die dann eben nicht nur aus einer guten Beziehung besteht, sondern tief verwurzelt ist in seinen allerersten Prägungen.
Natürlich ist es auch möglich, bleibenden Schaden anrichten, wenn diese ersten Erfahrungen mit dem Menschen negativ sind. Das sind dann unberechenbare Hunde, die sich vor Menschen fürchten, die sich nicht auf Menschen einlassen, die vielleicht sogar aggressiv gegenüber Menschen sind. Eine Resozialisierung solcher Hunde braucht Fachwissen und viel Geduld.
Dasselbe gilt natürlich auch für den Aufbau von Beziehungen zu anderen Hunden. Welpen, die in einem harmonisch gesunden Rudel wie dem unseren aufwachsen, zeigen später deutliche Qualitäten im Umgang mit anderen Hunden, weil sie die "Rudelsprache" von Anfang an gelernt haben. Sie werden keine Mühe haben, wenn sie später in eine andere Familie und ein anderes (gesundes) Rudel umziehen. Welpen, die nur mit sich selbst und ihrer Mutter aufwachsen, lernen das grundlegende Einmaleins der Hundesprache nur sehr einseitig von der Mutter. Die Integration solcher Junghunde in ein fremdes Rudel wird sehr viel schwieriger sein.
2 Monate
Jetzt die Welt entdecken
Den ersten Schritt in die grosse Freiheit geht aber noch nicht weiter als in den nächsten Raum. Dort steht die Tür nach draussen ebenfalls offen. Aber diese andere Luft, die neuen Gerüche, dieses fremde Licht. Da steckt man besser erst mal nur die Nase raus.
Und dann haben die Menschen aufgehört mit dem Schreiben und Kommentieren. Weil einfach die Zeit fehlte. Vielleicht beim nächsten Wurf?