Howling Timber's «I» WELPEN März 2015



Das Vorspiel

Da trainiert man intensiv für die erste Teilnahme an der La Grande Odyssée mit Start am 10. Januar 2015, und dann beginnen unsere Weiber rücksichtslos ein paar Wochen davor mit Läufigkeiten. Als ob wir nicht schon genug «Stress» hätten, und vorallem Walendil verliert in solchen Zeiten fast den Verstand. Wie soll man da noch trainieren...

Wenn eine Hündin heiss wird, lässt sie Walendil keinen Moment mehr aus den Augen. Schliesslich ist er der Alpha im Rudel und allein für Nachwuchs berechtigt. Geduldig wartet er, bis sie soweit ist und er dann hoffentlich darf.

Der Eröffnungstag der La Grand Odyssée am 10. Januar 2015 war der Beginn unseres Jahreshöhepunktes. Für Walendil und Haria war es auch ein Höhepunkt, aber ein anderer. Natürlich war Walendil, unser bester Leithund, die ersten paar Tage der Odyssée zu nicht anderem zu gebrauchen. Zum Glück haben wir noch andere Leithunde, aber Walendil ist der Beste.

Nach ein paar Tagen des anderen Vergnügens waren die beiden dann wieder einsatzfähig.

Aber erst nach ein paar Wochen des Wartens zeigten sich bei Haria Anzeichen dafür, dass die LGO-Stimmung fruchtbar war und sie trächtig ist. Den Beweis lieferte das Röntgenbild 14 Tage vor der Geburt: Im nachfolgenden Bild zwar nicht sehr deutlich, aber 6 kleine Hariendils warten auf Tageslicht und frische Luft, der Tierarzt glaubte sogar noch ein siebtes zu sehen. 

Übrigens ist Harias Mama Elite soeben mit Isabelle Travadon das Iditarod gelaufen.


Die Geburt

Wenn der Mensch falsch rechnet und der Tierarzt sich irrt und dann trotzdem alles gut läuft.... mehr

Das Lehrbuch besagt: Zwei Tage nach der ersten Paarungsbereitschaft findet der Eisprung statt und ab vergehen 63 Tage bis zur Geburt. Bei den letzten beiden Würfen 2011 und 2013 hatte sich Mama Erin genau daran gehalten. Harias Termin wäre demzufolge am 15. März gewesen, doch sie zeigt erst am 18. März allererste Anzeichen, dass die Geburt nun doch bald stattfinden sollte. Schon lange hörten wir die Herzchen der Ungeborenen schlagen, inzwischen auch ohne Stetoskop, und man sah sie tatsächlich herumstrameln. Es schien soweit alles okay, ausser eben dass der Termin schon lange drüber war. Ein Besuch am 19. beim Tierarzt zum Ultraschall sollte uns beruhigen. Tat es auch. Die Ultraschallspezialistin erklärte, dass alle Welpen wie sie sollten kopfvoran hintereinander Richtung Geburtskanal unterwegs sind, drehen könnten sie sich nun nicht mehr. Haria hätte ja aber auch noch keine Milch, und rechnete man von der letzten Paarung nach, könnte es schon noch bis zum kommenden Wochenende dauern. Könnte - aber es kam anders.

Drei Stunden nach dem Besuch beim Tierarzt kam das erste Fruchtwasser, sieben Stunden später der Rest, und acht Stunden später halfen wir dem ersten auf die Welt. Es kam nicht kopfvoran, insgesamt nur zwei von sechs hatten keine Steissgeburt. Soviel zu vorne und hinten und Milch und so - irren ist menschlich, und auch ein Tierarzt ist ein Mensch...


Die erste Geburt dauerte lange, Haria hatte Mühe und war bereits schon völlig erschöpft, dabei war doch erst ein Pfötchen da. Wir halfen so gut wir konnten, aber ein Hund ist keine Kuh und man hat wenig Platz, um den noch engen "Ausgang" etwas zu dehnen. Aber schliesslich um 22:10 war Mädchen Nr. 1 da und Haria wusste noch nicht so recht, was sie nun damit anfangen sollte. Aber die Instinkte erwachten langsam, aber zuverlässig, und Haria leckte, frass den "Mutterkuchen".... und keine 30 Minuten später rutsche das zweite Mädchen einfach so raus, und dann das dritte, auch ein Mädchen. Wir kamen gar nicht nach mit wägen, nasse Tücher wechseln, Haria gut zureden usw., um 23:15 flutschte Mädchen Nr. 4 raus. Vier Geburten in einer Stunde. Und dann war Haria so erschöpft, dass sie einfach einschlief. Tschüss und weg war sie. Über eine Stunde hat sie tief geschlafen, währenddessen hingen die Kleinen bereits an ihren Zitzen und saugten. Von wegen keine Milch....

Für uns als Hebammen war aber noch lange nicht Feierabend. Auf dem Röntgenbild waren ganz sicher sechs Welpen, also warteten wir und bestaunten das neue Leben. Was wohl aus ihnen werden wird? Werden sie alle von diesen ersten bis zu ihrem letzten Atemzug Freude an ihrem Leben haben dürfen? Das ist unser wichtigstes Anliegen wenn es darum geht, bei wem diese Hunde ihr Leben verbringen, wenn nicht bei uns.

Kurz nach halb zwei, wir hätten es fast verpasst, glitt Mädchen Nr. 5 vom warmen Bauch in die kalte Welt hinaus. Ja richtig, wieder ein Mädchen. Und nochmal zwei Stunden später schliesslich Nr. 6 - ein Junge. Da waren sie also, die neue Rasselbande. Jetzt noch so völlig hilflos auf die umfassende Sorge und Wärme ihrer Mutter angewiesen, ohne die ihr Leben nach nur wenigen Stunden schon wieder zu Ende wäre.

Nicht allen Welpen geht es so gut. Über drei Ecken hatte uns ein Hilferuf aus Frankreich erreicht: eine Hündin ist nach dem Kaiserschnitt gestorben und hinterlässt 9 Welpen. Nun finde einer innert Kürze gleich mehrere Hundemamis, die auch grad geboren haben und noch 1-2 zusätzliche Welpen ernähren können - und wollen. Und während dem Suchen und Telefonieren rund um die Uhr neun Welpen warmhalten und schöppele.


Die ersten Wochen in der Wurfbox

"Die Natur" funktioniert. Haria weiss, was sie zu tun hat. Und der Rest des Rudels weiss es auch, nämlich dass sie nichts zu tun haben. Und auch der Mensch hätte eigentlich ausser Tücher wechseln (Windeln wechseln) fast nichts zu tun.

Die ersten ein-zwei Wochen gibt es für den Menschen eigentlich nicht viel zu tun, sofern sich die Hundemami instinktiv richtig um ihre Babys kümmert. Und das tut Haria. Ab und zu will sie raus und verkriecht sich in einem Loch - vielleicht um zu fühlen, wie es wohl wäre, wenn sie die Babys hier hätte...? Aber es muss nur eines quieken und schon läuft sie los und guckt nach.

Die "fremden" Franzosen hat sie problemlos aufgenommen. Wir haben sie mit etwas extra zurückbehaltener Plazenta von Haria "parfümiert" und zu den anderen gelegt, als Haria gerade draussen war. Wie sie zurückkam hat sie natürlich sofort gemerkt, dass etwas anders ist, eine Hundenase lässt sich nicht so leicht täuschen. Aber der Moment des zuerst die Babykiste und dann uns fragend Anschauens (es ist alles okay Haria) dauerte nur einen Augenblick, dann hat sie sich hingelegt und pflegt und ernährt seither 8 Puppys. Weil sie so zum Verwechseln ähnlich aussehen wie unsere eigenen, haben wir ihnen die ersten paar Tage ein winziges Halsbändchen (ein Gümmeli für Menschenhaare) angelegt.

Interessant sind auch die Reaktionen des Rudels. Erin hatte die letzten beiden Male Welpen. Ihr Mutterinstinkt sagt ihr, dass hier Welpen sind und sie sich darum kümmern muss. Aber Haria lässt sie natürlich nicht hin. So kommt es, dass Erin so nah wie möglich in der Nähe bleibt und traurig in Richtung Welpen schielt. Sie hat echt ein Problem. Haria verlässt den Raum nicht ohne sich zu vergewissern, dass Erin entweder nicht hier ist oder wir dafür sorgen, dass niemand, vor allem nicht Erin, zu ihren Welpen geht. Wir haben wirklich den Eindruck, dass Erin sehr darunter leidet, und wir versuchen sie mit allen Arten von Verwöhnung abzulenken. Fast eine Woche dauert dieser Zustand an. Und dann sitzt Erin mal mitten im Zimmer und schaut aus zwei Meter Entfernung die Kleinen an, sie schaut sie einfach nur reglos an. Haria kommt herein, geht zuerst an Erin vorbei und kontrolliert ihre Babys, dann dreht sie sich zurück zu Erin und vertreibt sie relativ aggressiv aus dem Raum. Das war's dann, Erin hat kapiert.

 

Von den anderen interessiert sich kaum einer für die Welpen, sie betreten nicht mal den Raum, in dem sie doch sonst oft sind. Irgendwie akzeptieren sie, dass dies nun "die Höhle" für den Nachwuchs ist und sie darin noch nichts verloren haben. Nur Papa Walendil schaut ab und zu über den Rand der Kiste, verlässt den Raum aber sehr rasch wieder, ebenso Grosstante Eowyn. Den beiden Grosseltern Urchin und Arwen sind die Kleinen mehr oder weniger egal, aber sie haben keine Hemmungen, den Raum zu betreten auch auch darin zu schlafen. Allerdings ist Arwen die einzige, die auch ohne unsere Aufsicht im Raum bleiben darf und von Erin nicht behelligt wird. Interessant ist auch, dass Eragon, der sich vor zwei Jahren richtiggehend um den Job als Babysitter beworben hatte, diesmal überhaupt kein Interesse zeigt. Ab und zu mal reinschauen genügt.

Die Augen haben sich nach zwei Wochen zu öffnen begonnen, aber sie sehen noch nicht. Einige "marschieren" schon wacker-gwagglig von einem Ende der Kiste zum anderen und schreien lauthals nach Mami, wenn sie Hunger haben. Und die Mami will immer öfters mal raus, rennt aber bei jedem Quiek sofort zurück. Und dann sind auch schon erste Anzeichen von miteinander spielen zu beobachten. Sowie die Kleinen einigermassen laufen können, gehen sie in die zweite Kiste rüber um ihre Geschäfte zu verrichten und halten so die Schlaf- und Spielkiste einigermassen sauber.

Papa Walendil hat immer wieder das Bedürfnis, ebenfalls einen Kontrollblick in die Kiste zu werfen, ist aber glaub froh, dass er sich sonst nicht weiter drum kümmern muss. Und Iona hätte doch so gerne auch ein Baby und hat tatsächlich versucht, eines zu stehlen. Dieses Biest... Was hätte sie wohl damit gemacht, wenn wir's nicht verhindert hätten? Ich glaube nicht, dass sie ihm schaden wollte.

Und hier noch die besten Fotos zum Schluss vom Profi Christoph Süess


Die Welt wird grösser: Das Kinderzimmer

Sobald die Kleinen sehen können, stellen sie fest, dass es ausserhalb der Holzwände noch eine andere Welt gibt. Und da will man natürlich sofort hinaus aus der Wurfbox und hinein in die grosse weite Welt.

Den ersten Plumps hinaus aus der Wurfbox und hinein ins Kinderzimmer brachten einige fertig, indem sie an der Kistenwand hochkletterten und dann auf der anderen Seite einfach hinunterfielen. Hilfe! Hilfe! Hilfe! Kein Weg zurück und wo ist Mami? Ah, sie kommt sofort. Aber sie getraut sich nicht, ihre Kiddys wieder zurück in die Kiste zu heben. Passieren kann ja nichts, und Mensch kommt sowieso sehr bald und hilft. Tja, das ist Teamwork. Und natürlich öffnet Mensch die Kiste nun vollends, mit Rampe zum hinaustapsen und auch wieder hinein. Super cool, das fägt, jetzt gibts so richtig Action und die ersten Wettrennen.

Das Kinderzimmer ist sowas wie die Höhle, verglichen mit einem wilden Wolfsrudel. Die Mama erlaubt meistens keinem des Rudels, die Höhle zu betreten, ausgenommen vielleicht dem Vater ihrer Babys, vielleicht einem auserwählten Babysitter. Und das Rudel respektiert das. Wer doch die Nase zu weit reinstreckte, wurde von Haria so scharf und nachhaltig zurechtgewiesen (Haria, die sonst keiner Fliege was zu Leide tut), dass kein zweiter Versuch gewagt wurde. Sogar vor dem Zimmer glaubte Haria manchmal Klarheit schaffen zu müssen. Allerdings haben wir auch hier die Verantwortung übernommen und solche doch eher aggressiven Ereignisse meistens verhindern können.

Das ist eigentlich relativ einfach, wenn man die Hunde beobachtet und früh genug erkennen kann, dass Haria z.B. nervös wird, weil zu viele des Rudels sich zu nah bei ihrem "Höhleneingang" aufhalten, oder wenn einer doch eine Gelegenheit zum hineinhuschen abwartet und Harias Warnsignale missachtet. Dann stehen wir dazwischen und lenken die eine oder andere Partei ab. Am besten nur mit Körpersprache, höchstens mit ein paar Worten in beruhigendem Tonfall. Auf gar keinen Fall mit erhobener, gar ängstlicher Stimme die Hunde zurechtweisen wollen.

Das gilt übrigens für alle Differenzen und Konflikte und zwischenhundlichen Probleme, die in einem Rudel entstehen können. Eine sich anbahnende Aggression kann man nicht verhindern mit einer aggressiven Reaktion. Das Gegenteil wäre der Fall. Sehr viele Hundehalter nehmen hier ihre Verantwortung nicht wahr und haben ein falsches Verständnis von "Chef" sein und Rudelführung. Beissereien sind die Folge davon und Hunde, die unter Dauerstress leben müssen.


Die Welt wird noch grösser: Outdoor

Aber sooo gross ist diese weite Welt ja noch gar nicht. Wohin verschwindet denn die Mama immer wieder? Und was sind das für andere Wesen hinter diesem Wändchen?

Endlich raus...! Es ist wirklich spannend, wie die Kleinen ihre Welt nach und nach erkunden. Teils vorsichtig, selten ängstlich, aber vorallem unglaublich neugierig. An allem wird geschnuppert und geknabbert und manches wird gefressen was dann meistens (zum Glück) vorne oder hinten unverdaut wieder rauskommt.

Mit dem Herauskriechen aus der Höhle wird auch der Kontakt zum Rudel hergestellt. Haria begleitet diesen Prozess sehr aufmerksam und passt gut auf, wer wie und wie nah ihren Kleinen kommt und dass ja niemand ihnen was zu Leide tut. Natürlich passen wir mit auf und versuchen, Haria so gut wie möglich zu entlasten und zu entspannen. Aber es kommt, wie es normalerweise in einer intakten Familie kommen soll. Einige der jüngeren Mitglieder übernehmen sowas wie die Aufsicht, müssen aber zwischendurch daran erinnert werden, dass man zwar schon "spielen" kann mit den Kleinen, aber bitte noch etwas viel vorsichtiger als mit den Gleichaltrigen. Haria schaut dem eine Weile zu, bis sie genügend Vertrauen in das Rudel hat und entspannt die Kleinen deren Obhut anvertraut.

Und die Kleinen lernen fortan die Sprache der Erwachsenen kennen. Sie lassen sich von den Kleinen sehr viel gefallen und zeigen lange Geduld. Aber wenn man einen älteren zu lange foppt bis der deutlich macht, dass es nun reicht, und man das aber immer noch nicht kapieren will, dann kommt der Spruch zur Anwendung "wer nicht hören will muss fühlen". Und dann rennt einer zetermordio schreiend davon - Mama tröstet tröstet nicht mal. Natürlich hat er nicht die geringste Verletzung, aber ganz bestimmt etwas ganz Wichtiges gelernt.... zumindest rechtzeitig davonzurennen, der alte Opa kommt einem sowieso nicht hinterher. Juhu, das Leben macht Spass!

 

Wir haben den Kleinen nur die Möglichkeit geöffnet, sich ihre Welt zu erkunden. Wie weit sie gehen wollen, entscheiden sie selber. Die ersten Tage gehen sie kaum weiter als etwa 10 Meter vom Eingang weg. Nun wird auch deutlich, wer mutiger und wer ängstlicher ist, wer vorangeht und andere anstiftet, wer auf Ideen kommt und wer nur nachahmt.

Zum Schlafen kehren sie aber immer wieder in ihre Zimmer zurück. Und noch immer respektieren die Erwachsenen diesen Raum als "Höhle" für Nachwuchs und Mama, in dem sie nichts verloren haben, nur selten streckt einer die Nase rein.

Und wenn hinter einer Profi-Kamera ein talentiertes Fotoauge blinzelt, gibt es einige wirklich gute Fotos. Danke Natalie und Christoph.


fröhliche Kindheit

Was es da alles zu entdecken gibt, und was man alles fressen kann, und huiiii Fangis mit Vollgas macht Spass.

8-12 Wochen alt und so unbeschwert fröhlich auf der Jagd nach Abenteuer, Fressbarem, Geschwister. Man wünscht diesen Hundchen ein Leben lang diese Unbeschwertheit und Fröhlichkeit, und wir tun unser Möglichstes ihnen dieses Leben zu bieten. 

Und immer wieder schlafen, viel schlafen ist wichtig für die Kleinen. Und man kann auch schon gewisse Tischmanieren lernen. Man kann überhaupt viel lernen, aber nur wenn's Spass macht.

Haria ist so unglaublich fürsorglich, sie gibt Milch bis zur zehnten Woche, öffnet die Milchbar kaum kommt sie von einem leichten Training zurück. Und sie schläft immer noch bei ihren Kiddys, welche die Nacht noch im Kinderzimmer verbringen müssen. Einerseits um nicht nächtliche Gefahren wie Füchsen in Versuchung zu bringen, andererseits damit die Grossen wie gewohnt rein und raus können und die Kleinen derweil nicht das ganze Haus verunstalten. 

Einige der folgenden Bilder (die Besten) sind wiederum von Christoph Süess.

 

Erste Ausfahrt im Auto und Besuch beim Tierarzt. Sooo viele neue Eindrücke machen total müde.