Howling Timber's Familie

Alaska

01. Dezember 1992 - 28. Juni 2008


Totgeglaubt

Dieses Ereignis beschreiben wir deshalb so ausführlich, weil wir jeden Tierhalter ermutigen wollen, um das Leben ihres Freundes zu kämpfen und die Verantwortung nie einem Tierarzt zu übertragen. Der Hund lebt nicht vom Futter und der Medizin allein, er braucht vor allen Dingen einen Menschen, der an ihn glaubt. Eigentlich ist das ja beim Menschen nicht anders.

Also, hier die Geschichte, wie wir Alaska - oder er uns - fast wieder verloren hätten.

Lieber Alaska, du warst erst wenige Wochen bei uns, als wir in unsere lang ersehnten und lang geplanten Ferien nach Irland fuhren. Aber wir konnten dich nicht mitnehmen, aber unser Nachbar hatte sich anerboten, sich um dich zu kümmern. Es muss für dich ein schreckliches Gefühl gewesen ein, kaum dass du dich bei uns eingelebt hast, dein neues Zuhause schon wieder verlassen zu müssen. Wie hättest du das auch verstehen können.

England bzw. Irland hatte damals noch sehr strenge Einreisebestimmungen. Man musste unter anderem einen Tollwut-Antikörper-Test nachweisen können, der mindestens sechs Monate zurückliegen musste. Das hatten wir für dich nicht. 

Glaub mir, es fiel uns unheimlich schwer, dich zurückzulassen. Aber wir hatte uns mehrere Jahre auf dieses Irland gefreut, und dich hatten wir erst ein paar Wochen. Aber wenn wir gewusst hätten, dass du vor Kummer fast sterben würdest, wären wir ganz bestimmt bei dir geblieben. Diesen Augenblick, als du Totgeglaubter uns bei unserer Rückkehr entgegengetrabt bist, werde ich nie vergessen. Da weinte ich vor Freude. 

 

Eine Woche nach unserer Abreise wurden wir von unseren Freunden, bei denen Alaska war, telefonisch darüber informiert, dass dieser auf der Intensivstation im Tierspital Bern läge und sein Leben an einem Faden hängen würde. Nachdem er tagelang (seit unserer Abreise!) nichts mehr gefressen habe, sei er mit Verdacht auf einen Magentumor operiert worden. Da er sich von diesem Ops nicht mehr erholen wollte und nichts mehr frass, ersuchte die behandelnde Ärztin nun um meine Zustimmung zum Einschläfern. Sollte sich Alaska erholen, würde dies sein Leben sowieso nur um vielleicht ein paar Monate verlängern, da der Tumor nicht ganz entfernt werden konnte und bestimmt wieder wachsen würde. Wenn es denn ein Tumor sei, denn das Resultat des Laboruntersuchs lag noch nicht vor, und deshalb gaben wir auch keine Zustimmung.

 

Wir konnten also unsere Ferien in Irland kaum geniessen. Zurückfahren würde Alaska auch nicht helfen. Immer wieder dachten wir an ihn und daran, dass wir ihn vermutlich nie mehr sehen würden. Trotzdem liessen wir noch eine Plakete für sein Halsband machen, wie für alle anderen. 

 

Doch auf einmal drang es in unser Bewusstsein und es war plötzlich sonnenklar, was Alaska uns die ganze Zeit hatte mitteilen wollen.  Es war der Beziehungsschmerz, der Alaska auf den Magen geschlagen hatte, die Enttäuschung, dass wir uns so um ihn gekümmert und ihn schliesslich doch wieder verlassen hatten. Er würde einsam daliegend im Tierspital keine Überlebenschance mehr haben. Natürlich brauchte er medizinische Versorgung, die bekam er, aber vorallem brauchte er noch etwas anderes, und das bekam er im Tierspital nicht. Umgehend veranlassten wir eine Verlegung von Alaska zu unserem Freund in Spiez. Unserem Nachbarn wurde Alaska nicht herausgegeben, nicht mal mit unserem Einverständnis. Aber unser Freund war selber Tierarzt, und deshalb durfte er die Betreuung von Alaska übernehmen. Er nahm in privat zu sich weil er auf Grund des Gesichtsausdrucks von Alaska davon überzeugt war, dass er eigentlich noch nicht sterben wollte. Dann, nach ein paar Tagen, als seine 13jährige Tochter am Boden liegend den Hund unter Tränen anflehte sich nicht aufzugeben, begann er ihr aus der Hand zu fressen. Ja, das Mädchen hatte dem Hund buchstäblich das Leben gerettet, nicht durch Medizin sondern durch Liebe.

 

Kurz darauf kam der Laborbericht des Tierspitals: Alaska hatte keinen Tumor, lediglich ein Magengeschwür, welches sich nun medikamentös behandeln liess. Nun ging es Alaska von Stund an besser, und in den folgenden zwei Monaten nahm er rund 5 kg an Gewicht zu. Das Tierspital Bern gab zu, dass es manchmal zu lange dauert, bis die Laborberichte vorliegen. Alaska wäre deswegen fast gestorben. In unserem Fall kamen sie uns als Entschuldigung mit der Rechnung entgegen.