Howling Timber's «i» WELPEN März 2015

Die Geburt


Das Lehrbuch besagt: Zwei Tage nach der ersten Paarungsbereitschaft findet der Eisprung statt und ab vergehen 63 Tage bis zur Geburt. Bei den letzten beiden Würfen 2011 und 2013 hatte sich Mama Erin genau daran gehalten. Harias Termin wäre demzufolge am 15. März gewesen, doch sie zeigt erst am 18. März allererste Anzeichen, dass die Geburt nun doch bald stattfinden sollte. Schon lange hörten wir die Herzchen der Ungeborenen schlagen, inzwischen auch ohne Stetoskop, und man sah sie tatsächlich herumstrameln. Es schien soweit alles okay, ausser eben dass der Termin schon lange drüber war. Ein Besuch am 19. beim Tierarzt zum Ultraschall sollte uns beruhigen. Tat es auch. Die Ultraschallspezialistin erklärte, dass alle Welpen wie sie sollten kopfvoran hintereinander Richtung Geburtskanal unterwegs sind, drehen könnten sie sich nun nicht mehr. Haria hätte ja aber auch noch keine Milch, und rechnete man von der letzten Paarung nach, könnte es schon noch bis zum kommenden Wochenende dauern. Könnte - aber es kam anders.

Drei Stunden nach dem Besuch beim Tierarzt kam das erste Fruchtwasser, sieben Stunden später der Rest, und acht Stunden später halfen wir dem ersten auf die Welt. Es kam nicht kopfvoran, insgesamt nur zwei von sechs hatten keine Steissgeburt. Soviel zu vorne und hinten und Milch und so - irren ist menschlich, und auch ein Tierarzt ist ein Mensch...


Die erste Geburt dauerte lange, Haria hatte Mühe und war bereits schon völlig erschöpft, dabei war doch erst ein Pfötchen da. Wir halfen so gut wir konnten, aber ein Hund ist keine Kuh und man hat wenig Platz, um den noch engen "Ausgang" etwas zu dehnen. Aber schliesslich um 22:10 war Mädchen Nr. 1 da und Haria wusste noch nicht so recht, was sie nun damit anfangen sollte. Aber die Instinkte erwachten langsam, aber zuverlässig, und Haria leckte, frass den "Mutterkuchen".... und keine 30 Minuten später rutsche das zweite Mädchen einfach so raus, und dann das dritte, auch ein Mädchen. Wir kamen gar nicht nach mit wägen, nasse Tücher wechseln, Haria gut zureden usw., um 23:15 flutschte Mädchen Nr. 4 raus. Vier Geburten in einer Stunde. Und dann war Haria so erschöpft, dass sie einfach einschlief. Tschüss und weg war sie. Über eine Stunde hat sie tief geschlafen, währenddessen hingen die Kleinen bereits an ihren Zitzen und saugten. Von wegen keine Milch....

Für uns als Hebammen war aber noch lange nicht Feierabend. Auf dem Röntgenbild waren ganz sicher sechs Welpen, also warteten wir und bestaunten das neue Leben. Was wohl aus ihnen werden wird? Werden sie alle von diesen ersten bis zu ihrem letzten Atemzug Freude an ihrem Leben haben dürfen? Das ist unser wichtigstes Anliegen wenn es darum geht, bei wem diese Hunde ihr Leben verbringen, wenn nicht bei uns.

Kurz nach halb zwei, wir hätten es fast verpasst, glitt Mädchen Nr. 5 vom warmen Bauch in die kalte Welt hinaus. Ja richtig, wieder ein Mädchen. Und nochmal zwei Stunden später schliesslich Nr. 6 - ein Junge. Da waren sie also, die neue Rasselbande. Jetzt noch so völlig hilflos auf die umfassende Sorge und Wärme ihrer Mutter angewiesen, ohne die ihr Leben nach nur wenigen Stunden schon wieder zu Ende wäre.

Nicht allen Welpen geht es so gut. Über drei Ecken hatte uns ein Hilferuf aus Frankreich erreicht: eine Hündin ist nach dem Kaiserschnitt gestorben und hinterlässt 9 Welpen. Nun finde einer innert Kürze gleich mehrere Hundemamis, die auch grad geboren haben und noch 1-2 zusätzliche Welpen ernähren können - und wollen. Und während dem Suchen und Telefonieren rund um die Uhr neun Welpen warmhalten und schöppele.