Howling Timber's «J» WELPEN Juni 2016


1 Monat

 

Dann geht die Entwicklung plötzlich sehr schnell. Man kann fast beim Wachsen zuschauen. Nach 10 Tagen beginnen sich die Augen zu öffnen, nach 13 Tagen haben sie das Geburtsgewicht verdoppelt. Die Sinne entwickeln sich, die Umgebung wird wahrgenommen.

Sie fühlen ihren Körper, knabbern an ihrem Pelz und kratzen sich. Sie beginnen zu sehen, deutlich erkennt man, wie sie die Information des Sehsinns zu verarbeiten versuchen. Die Nase beginnt Gerüche bewusst wahrzunehmen und untersucht sie. Das Stimmchen quiekt nicht mehr einfach so zufällig, nein, ganz bewusst wird geschrien, einfach so aus Freude am Ausprobieren. Sehr lustig zum Zuschauen, wenn dann die Ohren auch langsam mitmachen und sie ab sich selbst erschrecken - und dann den Zusammenhang zwischen dem Gefühl fürs Schreien und dem gehörten eigenen Schrei langsam begreifen. Am Ende der zweiten Woche beginnen sie auch den Menschen wahrzunehmen, zu erkennen und auf ihn zu reagieren. Dazu am Ende dieser Seite noch etwas mehr.

Mama Glen kümmert sich sehr führsorglich um ihre Kinder und hält alles peinlich sauber. Sie ist schneller mit putzen als wir. Und pünktlich nach Lehrbuch am Anfang der 4. Woche beginnt sie damit, vorverdaute Nahrung hervorwürgen und die Kleinen an feste Nahrung zu gewöhnen. Haria hat den Posten als 1. Babysitter bekommen, Eragon ist der 2. Babysitter. Während es Eragon aber bald zu bunt wird, wenn die Babys ihn anknabbern wollen, scheint es Haria richtig zu geniessen, wenn die Bande auf ihr herumkrabbelt. 


Die doppelte Wurfbox ist natürlich viel zu klein geworden. Nachdem einige versuchten, über die Wand zu klettern um zu sehen, wo denn die Welt weitergeht, haben wir die Box geöffnet. Nun ist die grosse weite Welt vorerst mal das ganze Zimmer. Da kann man unters Sofa kriechen, durch die Betonröhre schlüpfen, auf dem Teppich fangis machen und auf dem glatten Boden Schlittschuh laufen. Und Kleider und Haare vom Menschen durchkauen, am liebsten aber Socken und Crocs. Oder sich irgendwo hinstellen, einen Schrei loslassen (sowas wie "go"), und dann durchs Zimmer rasen. Und natürlich mit den Geschwistern rumalbern.

Aber auch diese Welt ist bald zu klein. Denn hinter dem Törchen sind ja noch andere gleichartige Geschöpfe, dort wo der Mensch immer wieder verschwindet. Am Ende der 4. Woche öffnen wir die Tür - und die grosse weite Welt (bis zum Zaun) steht den Welpen offen.



Vertrauen und Beziehung sind nicht dasselbe!

In dem Moment, wenn die Welpen beginnen, dieses andere Wesen Mensch wahrzunehmen, wird die Basis für das Urvertrauen zum Menschen gebildet. Es ist die einzige Gelegenheit dafür, man kann das später im Leben des Hundes kaum noch nachholen. Deutlich wird das bei Hunden mit unbekannter Vergangenheit aus Tierheimen oder Ferienmitbringsel. Man kann wohl eine sehr gute Beziehung aufbauen, aber das ist nicht dasselbe wie Vertrauen.

Es ist also von entscheidender Bedeutung, dass alle ihre ersten Erlebnisse mit Menschen angenehm sind. Jede Berührung sollte angenehm sein, auch die Bewegung, die der Welpe in den Händen des Menschen erfährt, sollte ihm nicht das Gefühl einer Achterbahnfahrt vermitteln, weil man ihn zum Beispiel zu schnell hochhebt und ihn dadurch einer verhältnismässig ungeheuren Beschleunigung aussetzt. Eine Beziehung bauen die Welpen jetzt noch nicht auf, dass kommt dann erst nach etwa 10 Wochen. Aber jedes jetzt erlebte angenehme Erlebnis mit dem Menschen macht es dem jungen Hund später einfacher, sich vertrauensvoll auf eine Bindung mit dem Menschen einzulassen, die dann eben nicht nur aus einer guten Beziehung besteht, sondern tief verwurzelt ist in seinen allerersten Prägungen.

Natürlich ist es auch möglich, bleibenden Schaden anrichten, wenn diese ersten Erfahrungen mit dem Menschen negativ sind. Das sind dann unberechenbare Hunde, die sich vor Menschen fürchten, die sich nicht auf Menschen einlassen, die vielleicht sogar aggressiv gegenüber Menschen sind.  Eine Resozialisierung solcher Hunde braucht Fachwissen und viel Geduld.

 

Dasselbe gilt natürlich auch für den Aufbau von Beziehungen zu anderen Hunden. Welpen, die in einem harmonisch gesunden Rudel wie dem unseren aufwachsen, zeigen später deutliche Qualitäten im Umgang mit anderen Hunden, weil sie die "Rudelsprache" von Anfang an gelernt haben. Sie werden keine Mühe haben, wenn sie später in eine andere Familie und ein anderes (gesundes) Rudel umziehen. Welpen, die nur mit sich selbst und ihrer Mutter aufwachsen, lernen das grundlegende Einmaleins der Hundesprache nur sehr einseitig von der Mutter.  Die Integration solcher Junghunde in ein fremdes Rudel wird sehr viel schwieriger sein.