21.07.1999 - 18.12.2015
10 Wochen musste ich mich gedulden. 10 Wochen fuhr ich Dienstag und Samstag zu meinem kleinen Urchin. Die Huskywelt hatte mich erobert. Ich war vom ersten Tag an total verliebt in meinen kleinen Jungen. Ich hatte zwar keine Ahnung, was auf mich zu kommen würde, keine Vorstellung von einem Leben mit Schlittenhunden. Ja ja, entfernt, in der Theorie: Zwinger bauen, Sport machen, 2-3 Huskys haben... Und heute? Viele Jahre später? Ich weiss nur, dass ich diese Entscheidung noch keinen Augenblick bereut habe.
Ich als Züchter heute hätte mir damals bestimmt keinen Husky verkauft. Bei mir passte gar nichts: Ungeeignete Wohnlage, ungeeignete Wohnung, keine Ahnung von Hunden, kaum Geld und unsichere wirtschaftliche Zukunft. Mein Leben war, wie bereits erwähnt, zu diesem Zeitpunkt an einem Tiefpunkt angelangt. Ich war im sprichwörtlichen Sinn auf den Hund gekommen, und ich wollte einen Hund als Freund. Doch Heidi Müller wollte es gar nicht so genau wissen. Zum Glück für mich und Urchin. Würde ich heute einem Welpeninteressent in ähnlicher Lage die gleiche Chance geben?
Stundenlang sass ich jede Woche in diesem Zwinger, spielte mit den kleinen Welpen und blieb bewegungslos sitzen wenn Urchin auf meinen Knien ein Schläfchen machte. Er knabberte an meinen Schuhen und Fingern und ich war im siebten Himmel... Jede Woche brachte ich ein neues Spielzeug mit. Seine vier Brüder liess er mitspielen, aber am Ende gewann immer Urchin. Bald schon stand er am Gitter hoch, wenn ich kam und erwartete ungeduldig, was ich diesmal mitbrachte.
Dann kam der grosse Tag. Ich war bereits eine Woche fast-arbeitslos, als Urchin zu mir nach Hause kommen durfte. Ich machte mir damals keine Gedanken darüber, dass er von einem Tag auf den anderen von seinen Spielgefährten und seiner Mami getrennt wurde und in eine völlig neue Umgebung kam. Heute glaube ich, dass dies für einen kleinen Hund durchaus ein traumatisches Erlebnis sein kann und dieser Schritt gut überlegt und vorbereitet werden muss. Urchin und ich - wir kannten uns ja schon recht gut. Ich zeigte ihm das Sofa (das seine Kinder in ein paar Jahren fressen würden), auf dem er sich von der grossen Reise erst mal ausruhen konnte. Ich redete leise mit ihm, war 24 Stunden Tag und Nacht bei ihm (eingekauft hatte ich für ein paar Tage auf Vorrat), und mein "Hundeleben" hatte begonnen. Die nächsten paar Monate hatte ich kaum etwas anderes zu tun als mich um ihn zu kümmern. Natürlich brauchte er mich, und - glaube mir - ich ihn auch. Und wie! Um keinen Preis hätte ich den Kleinen wieder weg gegeben. Diese Motivation liess mich beinahe Berge versetzen. Während der Kleine schlief, suchte ich - schliesslich erfolgreich - Wohnung und Arbeitsstelle. Und wenn er wach war, gehörte mein Leben ihm. Wir spielten zusammen, tobten herum, machten Ausflüge, schliefen zusammen. Aber nein, zu mir ins Bett wollte er nicht, aber ganz nah daneben. Urchin war überall mit dabei, und wo er nicht hindurfte, ging ich nicht hin. Tag und Nacht. An der Nacht hat sich sein Leben lang nichts geändert. Ich hatte Urchin, und allen Huskys, die bei mir leben würden, versprochen, dass sie in erster Linie ein glückliches Leben bei mir haben dürfen.